Grant-Lee Phillips :: Nineteeneighties Cooking Vinyl/Indigo

Mit Coverversionen ist das ja so eine Sache. Auch wenn diese These nicht gerade neu ist: Sie muß doch in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Wer sich an eine Coverversion wagt, setzt sich nicht nur in ein gemachtes Nest, sondern läuft zugleich Gefahr, mitsamt all dem mühsam Ivon anderenl zusammengetragenen Reisig vom Baum zu fallen. Grant-Lee Phillips ist zwar nicht auf den Boden geplumpst, doch auch ihn hat der Versuch. New-Wave-, Post-Punk- und frühen Indie-Klassikern der 80er den eigenen Stempel aufzudrücken, einige Äste abwärts befördert. nineteeneighties versammelt zwar eine Reihe eindrucksvoller Songs von New Order über die Psychedelic Fürs und Nick Cave bis hin zu The Cure und den Smiths. Doch gerade mit den Briten tul sich Phillips, der seine Affinität zum Folk nicht verhehlen kann, äußerst schwer. Um etwa das Pathos von Joy Divisions „The Eternal“ einzufangen, genügt es nicht, in weinerlichem Falsett daherzuleiern und nebenher die Gitarre um ein paar Akkorde zu bemühen. Das Dunkelschöne vieler dieser Songs entstand eben nicht aus einer zur Schau gestellten Jammerlappen-Attitüde. Vielmehr haben sich Synthietrash und sinistre Gitarren zu einer modrigen Eleganz verwoben, wie sie nur in leeren Fabrikhallen, britischen Industriewüsten und Kellergewölben herrscht. Es hallt, tropft und schimmelt. Und doch verströmt die Architektur mehr Schönheit als die einer Rokoko-Villa. Vermutlich weil sie dekadent, modern, häßlich und authentisch ist. Phillips, der US-Songwriter, jedoch ist mit den Stücken innerlich nicht vertraut, ihm fehlt das Gespür für die Larmoyanz der postindustriellen Ära. Und so intoniert er die Songs als Lagerfeuergewinsel, als tranigen Blues. Schon besser gelingen ihm die Varianten von „Wave Of Mutilation “ IPixiesI und Nick Caves „City Of Refuge“, denn mit erdigem Sound, Schrammelrock und eiernden Grooves läßt sich auch am Lagerfeuer einiges anfangen. Die übrigen Coverversionen hätte er sich sparen können.

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