Grace Cummings

RAMONA

PIAS/Ato/Rough Trade (VÖ: 5.4.)

Nimm das, Bob! Gothic-Folk mit Cinemascope-Stimme auf Sandpapier.

Die Entschlüsselung von Bob-Dylan-Texten ist eine der beliebtesten Disziplinen der Pop-Wissenschaften. So soll sich „To Ramona“ an Joni Mitchell richten, ließe sich aber auch lesen als eine Absage an überkommene traditionelle Werte. „A thousand changes of the guard / Where is your Ramona now?“, fragt Grace Cummings selbstbewusst im Titelsong von RAMONA, den man durchaus als Antwort auf oder zumindest Ergänzung des Dylan-Songs interpretieren soll.

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Auch Cummings, die übrigens immer wieder mit Mitchell verglichen wurde, lässt ihre Texte offen für Interpretationen, aber ganz anders als Dylan. Viel fließender, unkonkreter, assoziativer ist ihre Lyrik, und auch musikalisch entfernt sie sich auf ihrem dritten Album immer weiter von den eigenen Folk-Ursprüngen. Für die Reise in die Düsternis hat sich die Australierin nach zwei selbstproduzierten Platten die Unterstützung von Jonathan Wilson gesichert, der schon mit Angel Olsen oder Father John Misty gearbeitet hat.

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So vibriert RAMONA mit seinen fein ziselierten Arrangements nun eher im Rhythmus der Bad Seeds. Eine Richtung, die Cummings schon andeutete im vergangenen Frühjahr mit einer grandiosen Zeitlupen-Version von Nick Caves „Straight To You“. Während Bläser, Streicher, Glockenspiel und Gitarren immer kurz vorm Üppigwerden Halt machen, kann sich Cummings’ Cinemascope-Stimme den Platz nehmen, den sie braucht. Ansatzlos sackt sie eine Oktave ab, die Stimmbänder rau wie Sandpapier, die Seele offen wie ein Buch.

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