Gotan Project – Lunatico

Man muß das Cover des zweiten Gotan-Project-Albums schon auf den Kopf stellen, um zu erkennen, was dort abgebildet ist: ein Rennpferd mit Jockey, der in die Bügel steigt. lunatico war der Name des Wettkampfpferdes, mit dem Tango-Leg ende Carlos Gerdel in den 30er Jahren große Rennen bestritt. Das ist mehr Widmung an einen Helden als korrekte Beschreibung der Gangart, die die Gotans 2006 bevorzugen. Das Cover könnte jedoch Sinnbild für die Arbeitsweise des Pariser Trios sein: Das Gotan Project stellt den Tango zwar nicht gleich von den Füßen auf den Kopf, aber in jedem der zwölf neuen Songs sind horizontale und vertikale Verschiebungen zu entdecken, die das große Thema der Musiker in eine neue Ordnung bringen. Wie der Tango sich in elektronischen Schaltkreisen verhält, war dem Debüt La Revancha Del Tango zu entnehmen. Das Album hat sich inzwischen eine Million Mal verkauft Und die Band zur Sensation auf den Bühnen der World Music gemacht. Das Bandoneon hat Verbündete gefunden – auf Lunatico kommen die Gitarre von Calexicos Joey Bums dazu, Chanteuse Cristma ViUalonga, Dub-Beats. ein Spoken-Word-Part von Juan Carlo Cäceres, Vocoder-Stimmen und orchestrale Arrangements. Als Weltumrunder in eigener Mission haben Eduardo Makaroff, Phillippe Cohen Solal und Christoph H. Müller Geschichten zusammengetragen, in denen sich kulturelle Erfahrungen treffen und in denen Sounds nach gültigen Verbindungen suchen. Am Anfang und am Ende ist bezeichnenderweise nur Wüste, der einsame, staubige, manchmal tödliche Ort aus den Road-Movies unseres schlechten Gedächtnisses. Der finale Track heißt „Paris, Texas“. In der Wüste lauert der Traum, der noch eingefangen werden kann.

www.gotanproject.de