Gorillaz

Demon Days Live

Wie aus einer virtuellen Band ein Pop-Ereignis wird: 70minütiger Mitschnitt eines denkwürdigen Auftritts im Opernhaus Manchester.

Bei den wenigen Gigs, die das Erscheinen des ersten Gorillaz-Albums begleiteten, spielten die Musiker um Dämon Albarn hinter einem Vorhang, auf den Bilder der Cartoonfiguren 2D, Murdoc, Rüssel und Noodle projiziert wurden. Letztes Jahr im November ließ Albarn die Puppen wieder tanzen, allerdings auf ganz andere Weise, wie dieser Live-Mitschnitt zeigt. Zwei der vier Figuren sitzen in einer Loge, wo sie wie die „Muppets“-Opas Waldorf & Stadler herumhampeln. Albarn und die Band verschanzen sich hinter Leuchtwänden, auf denen nur ihre Umrisse zu erkennen sind. Davor das pralle Leben: ein kleines Orchester, ein mehrstimmiger Chor und nahezu alle Gäste, die schon auf dem Album demon days in Erscheinung traten. Ständig passiert etwas anderes, kommen Leute auf die Bühne, die der Angelegenheit eine neue Wendung geben. Die Reihenfolge der Songs entspricht genau der Platte, aber das macht nichts. „Dirty Harry klingt wie ein Update von Grandmaster Flashs „The Message“ und ist mit Bootie Brown als Vorsprecher und einem Kinderchor ein erster Blickfang. Was für ein Gegensatz zu einigen älteren Herren! Ike Turner erscheint im Las-Vegas-Kostüm, sein Geklimper am Piano ist jedoch überflüssig. De La Soul haben längst nicht mehr die Ausstrahlung von früher. Shaun Ryder war mal eine typische Feierfigur der neunziger Jahre, ist inzwischen aber nur noch ein alt aussehendes Wrack, das es ohne Flasche und Fluppe nicht mehr auf der Bühne aushält. Traurig. Die wahren Lokalhelden sind andere. Was der Manchester Community Gospel Choir mit demTitelsongdes Albums macht, läßt selbst Agnostiker an irgendetwas Gutes im Himmel glauben. Am Ende noch zwei Höhepunkte: Albarn gibt das Versteckspiel auf und intoniert mit Zitherspielerin Zeng Zhen eine wunderbare Version von „Hong Kong“ aus dem Benefizsampier help: A DAY IN th E LIFE. „Latin Simone“ wird zur Hommage an den verstorbenen Ibrahim Ferrer.derauf einer Videolein wand zu sehen ist. Alles in allem ein buntes, munteres, modernes und multikulturelles Vergnügen, an dem man nicht nur im Opernsessel, sondern auch auf der Couch seine Freude hat.

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