Gonzales

Soft Power

VÖ.4.4.

Aus der verspielten Rechten purzeln dem kanadischen Teufel für jede Tonart meisterliche Klein-ode für Kammerpop, Musical und Disco. Und die Linke streichelt unsere Seele.

Gonzales ist ein verdammtes Genie. Kann man nicht anders sagen. Hat den Pop und den ganzen Jazz samt Satie und Debussyfund 1000 andere Werke und Komponisten) gefressen, wiedergekäut, aufgesaugt… ausgeschissen. Und führt trotzdem die rechte Hand so verspielt und jungfräulich über die Tasten, als wäre er gerade da hin geboren worden, auf den Klavierhocker, um als Instant-Wunderkind mit göttlichem Auftrag die Menschen mit Melodien zu verzaubern, die so banal und wunderbar sind. Gerade wunderbar genug für uns einfältig-wehmütige Spezies. Der Kanadier ist ein Champion der Kleinode. Auf soft power -ein beinahe ebenso eindeutiger Albumtitel wie sein E-Musik-Vorgänger SOLO PiANO-entwirft er daraus zuweilen fast musicalverdächtige, stürmische Lieder für Chor und in die Hände klatschende, lustig klackernde und an Tambourines stoßende Menschen („Working Together“). Essenzielle „Love is the game that we play“-Balladen der gehobenen Chicago-und-Hall-&-Oates-Klasse-inkl. Rotzkanne und Harfenriffing („Slow Down“). Einen bis in die letzte von Kunstnebel eingedampfte Ecke perfekte Disco-Fox, in dem Säuseldamen nicht von ungefähr kaum mehr als immer wieder „Let’s Ride“ säuseln. Und ein sehr berührendes Lied mit Titel „Apology“,das ebenso wenig zufällig bedeutungsschwer inszeniert wird wie ein ausgewachsenes Pink-Floyd-lntro. Und wie gesagt: Das macht der Mann alles aus kleinen Oden! Verdammtes Genie.