Godspeed You! Black Emperor
Luciferian Towers
Constellation/Cargo
Keine Worte, aber absolut gewaltig: der intensivste Postrock der Welt.
Texte fehlen, Bilder nicht. Und die sind intensiv. Die LUCIFERIAN TOWERS, die dem Album den Namen und dem ersten von vier Stücken, „Undoing A Luciferian Towers“, das Motiv geben, sind die Bankentürme von Downtown, die kanadischen Kapitalismuskritiker entwerfen das Szenario, wie der kalte Wind durch diese Gebäude weht, wenn sie eines Tages leer stehen, verwahrlosen, nur noch als Heimat der Krähen dienen.
Denn das dieser nur scheinbar alternativlose Idealismus eines Tages zugrunde geht, ist für Kollektivkopf Efrim Menuck genau so eine Tatsache wie der nächste Hurrikan, der den Golf von Mexiko trifft. Die Frage ist halt nur, wie viele Menschen das Ereignis mit sich reißt. Während dieses erste Stück gespenstisch flirrt, ist „Bosses Hang“ eine 15 Minuten lange Wucht – fast eine Rachefantasie, denn wenn schon ein paar Seelen gehen müssen, dann bitte auch die kaltblütigen Bonus-Bosse.
Keine Texte bieten die epischen Postrocker, wie gehabt. Ihre Sprache finden sie über die Musik: Vor allem die Gitarrenriffs sitzen, die Wut ist hörbar. „Fam/Famine“ ist auf der B-Seite (man hört diese Band auf Vinyl) erneut eher ein Intro, bevor „Anthem For No State“ die große Klasse der Band aufzeigt, das Stück wogt hin und her wie ein riesiger Baum im kalten Ostwind, das Unheil lauert an jeder Ecke, schließlich löst sich hier thematisch ein Staat auf: Kanada wird vom Westen geliebt für seinen jungen und smarten Präsidenten Justin Trudeau, die Wahrheit ist aber auch: Das Land verscherbelt sich für billiges und dreckiges Öl.
Goodspeed You! Black Emperor kennen jede Wahrheit und machen daraus noch immer den intensivsten Postrock der Welt.
https://www.youtube.com/watch?v=46Kg1ehV19w