Go Tell Fire To The Mountain :: Lyf Recordings/PIAS/Rough Trade
Glasvegas sind nicht mehr allein. Zwei Bands teilen die Vorliebe für Bombast-Rock.
Früher war man froh, wenn man auf einen Song einer Hardcore-Band stieß, der die Spieldauer von einer Minute erreichte. Heute gibt es Fucked Up, die aus ihrem dritten Album eine Hardcore-Oper machen. Für 18 Songs in vier Akten braucht die Band aus Toronto, Kanada 78 Minuten. Was im ersten Moment wie ein Flirt mit der Hochkultur anmutet, erweist sich schon nach kurzem Hinhören als prätentiöser Fehlgriff. In einer richtigen Oper hört man unterschiedliche Stimmlagen und komplizierte Orchestermusik. Bei Fucked Up bellt Frontmann Damian Abraham die ganze Zeit lang wie eine nervige Töle und müllt der von drei Gitarristen angeführten Band jeden Hauch von Variation zu. Man ist geneigt, an Meat Loaf oder Andrew WK zu denken, aber die hatten viel mehr Feingefühl als diese Berserker, die wie vom Autopilot gesteuert einen Amoklauf veranstalten. Fucked Up indeed.
Wesentlich besser machen es WU LYF. Die Novizen aus Manchester tragen nicht so unerträglich dick auf wie die Kollegen aus Kanada. Der heisere Sänger verausgabt sich und man versteht nicht wirklich, was er mitzuteilen hat. Die vom druckvollen Schlagzeug angetriebene Musik baut sich oft genug bedrohlich auf, bis man glaubt, eine sonische Kathedrale vor sich zu haben. Aber es sind auch Zwischentöne vorhanden. Eine breitflächige Orgel kommt ins Spiel, eine klingelnde Afro-Gitarre zieht ihre Kreise und melancholische Shoegazer-Stimmung ist ausdrücklich erlaubt. WU LYF sind eine eigenartige Band, legen Wert auf größtmögliche Autarkie vom Musikbusiness, vermummen sich auf Fotos und geben keine Interviews. Auch ihre Musik ist irgendwie rätselhaft. Aber man will sich mit ihr beschäftigen.
Key Tracks: „The Other Shoe“ (Fucked Up), „Heavy Pop“ (WU LYF)
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