Girl Band
The Talkies
Rough Trade/Beggars/Indigo (VÖ: 27.9.)
Noisiger Postpunk, um nachts Mülltonnen in Industriegebieten umzutreten.
Neues von den Etikettenschwindlern: Girl Band sind immer noch vier Dudes aus Dublin, die in ihrer Jugend vermutlich lieber The Birthday Party als Destiny’s Child gehört haben, und operieren nach wie vor mit blitzendem Besteck an der Schnittstelle von Noise, No Wave und Postpunk.
AmazonDie Krachmusik der vier ist auf ihrem zweiten Album THE TALKIES noch freier, assoziativer, noch weiter weg vom Song als auf ihrem Debüt HOLDING HANDS WITH JAMIE (2015). Trotzdem macht man den unerbittlichen Klang von Songs wie „Shoulderblades“ schnell als Girl-Band-Sound aus, was vor allem an der Performance ihres Sängers liegt: Dara Kiely, dieser irre Solipsist, (sprech-)singt mal so monoton, als kommentiere er das stoische Tönen seiner Bandkollegen im Halbschlaf; mal stöhnt, nölt und schreit er wie ein wildes Tier, das sich, gefangen im Inneren eines Maschinenraums, ins Delirium wütet. Immer aber klingt seine Stimme distanziert, als wolle er hinter dem Sound verschwinden.
So viel Grimmigkeit, Sperrigkeit, Dissonanz ergibt also: ein Album, um nachts in einem Industriegebiet Mülltonnen umzutreten, ein Album, das sich nach Paranoia und Entfremdung anfühlt – aber in seinen Ausdrucksmitteln auch reichlich beschränkt bleibt.