Gilberto Gil – Banda Larga Cordel

Da galt Gilberto Gil jahrzehntelang als guter Mensch von Brasilien, der sich in seiner Freizeit für Menschenrechte und Naturschutz eingesetzt hatte. Und jetzt musste er doch unter etwas fadenscheinigen Gründen seinen Job als brasilianischer Kulturminister hinwerfen. Er wolle jetzt wiedermal mehr singen, verkündete Gil. Dass er mit so manchen Korruptionen und dem für ihn persönlich nicht verwerflichen Stimmenkauf höchst selbst am eigenen Stuhl gesägt hatte, wollte er natürlich nicht zugeben. Gottgleiche Ikonen sind eben auch nur Menschen. Was gleich noch sein neuestes Album banda larga cordel belegt. Natürlich besitzt Gilberto Gil auch jenseits der 60 Jahre das Gespür für flockigen Brasil-Pop, der den direkten Weg bis zu den Fußsohlen nimmt. Da kann man zu Samba-Rhythmen mit den Hüften wackeln, bis der Orthopäde kommt. Dann wieder lockt der Bossa nova, schleicht sich hier Reggae, dort schaumgeschlagener Rockein. Mit den vom Synthesizer ausgespuckten Beats und den handgemachten Trommelkünsten an den Timbas und Pandeiros kommt somit jeder auf die Kosten, der die letzten 40 Jahre und damit Gilberto Gils letzte 50 Alben verschlafen hat. Für die anderen ist es ein zugegeben exzellent produziertes Sammelsurium an Klangklischees. Wer sich wie Gil aber in letzter Zeit mehr ums politische als ums künstlerische Überleben kümmern musste, der hatte den Kopf wohl nicht frei.

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