Giant Sand – Provisions

Nein, so was! Da rennt Howe Gelb, achwas, da rast ein manischer Howe Gelb mit seinem robust-rostigen Wüstenvehikel Giant Sand seit Jahren vor sich selbst, dem Ruhm, der Schublade davon, und dann: so was. Ein uriger Dschungel dampfend duftender Americana-Gewächse. Ein Album, von dem angeblich ähnlich veranlagte Bands wie die Walzerkönige von Calexico, diese Andre Rieus des Indie-Pop, nicht einmal träumen können, von den Friends Of Dean Martinez einmal ganz zu schweigen. Eine Messlatte, provisions, da steigern wir uns jetzt mal einfach rein, ist ein „instant classic“. Wer’s nicht glaubt, lausche dieser schlüpfrigen Bassfigur, auf der das lässige „Muck Machine“ dahergerutscht und-geschliddert kommt,aufreizend langsam, eine Ehrenrettung des Sprechgesangs und der Ökonomie. Flöße noch der richtige Saft durch die Adern von Lou Reed, er schriebe Songs wie „The New Romance Of Falling“. Es beginnt als modernes „Under The Boardwalk“, verliert sich für ein paar Minuten in sparsamen, dissonanten Piano-Etüden und schaukelt sich zweistimmig und pfeifend dem Höhepunkt entgegen. Das ist alles karg möbliert, aber ungeheuer spannend arrangiert: Wie da plötzlich über staubtrockenem Schlagzeug angejazzte Bläsersätze ein sämiges Bluesthema verbreiten und dazu die einsame Elektrische pluckernd anspringt, ansetzt, sääägt, und zwar an den Nerven, das berührt. Vier Instrumente, eine Stimme mit Seele, viel Raum, viel Hall, viel Herumgefummel am Klang und Gang der Dinge mehr braucht es nicht. Gerne folgt man dem Irrsinn in „Well Enough Alone und „Spiral‘, weil das Songwriting Howe Gelbs jeden Aufprall abfedert, jeden Ausflug einfängt. Oft klingt das in Gestus und Grad der Gravität nach Lambchop, nach Nick Cave und nach Leonard Cohen gleichzeitig, nur selten nach Mark Lanegan auf LSD, nicht Alkohol, was die Sache wieder interessant macht. Immer aber klingt das alles, als wäre Howe Gelb endlich angekommen. Es klingt gut. VÖ.5.9.

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