Gewalt
DOPPELDENK
Clouds Hilll/Warner (VÖ: 4.10.)
Den Abgrund, den das Berliner Trio mit seinem Ende-der-Welt-Industrial nicht füllen würde, den hat sich die Menschheit noch nicht gegraben.
Boah, also echt. So schlimm ist es dann doch nicht, oder? Na ja, dann eben wohl doch, man muss ja nur mal Nachrichten schauen. Oder Wahlplakate an den Laternen gucken. Oder DOPPELDENK hören: „Alle Sexisten sind im Haus / Alle Faschisten sind im Haus / Alle Ängste sind im Haus.“ Ne, diese Sache geht nicht gut aus, so viel ist mal sicher. Und Gewalt, also Patrick Wagner, Helen Henfling und Jasmin Rilke, spielen den Soundtrack dazu. „Was soll der ganze Scheiß?“, fragt Wagner, während Electro-Beats unter schneidenden Gitarren wummern. „Wir sind kaputt“, und dann setzen Bläser ein. „Jeder Morgen ist dir gleich, trist, einsam, monoton“, die Musik kommt derweil knarzend fast zum Stillstand.
AmazonDie Welt ist im freien Fall, Dronen töten Menschen, alles dunkel, alles böse, an der Supermarktkasse gibt es Bonuspunkte, und „die Welt schwarz schwarz“, und der Chor singt im Falsett: „Ich seh die Welt.“ Was wirklich erstaunlich ist: Dass es Gewalt doch tatsächlich schaffen, mit jeder neuen Veröffentlichung noch dunkler, noch verzweifelter, noch, ja, gewalttätiger zu klingen.
Der Abgrund, den Gewalt nicht mit ihrer Mischung aus Industrial-Rock und reiner Wut füllen könnten, den hat sich die Menschheit noch nicht gegraben. Und für das kleine bisschen Hoffnung, das noch bleibt, müssen Gewalt schon ein Zitat bemühen: „Halt dich an deiner Liebefest“, singt, schreit, brüllt Patrick Wagner. Ja, vielleicht, wenn’s hilft.
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