Get Well Soon
The Horror
Caroline/Universal
Join hands in fear: Konstantin Gropper stellt sich mit dieser sanft aufwühlenden Orchesterpopplatte den Verwerfungen der Zeit.

Inspiration Albtraum. Konstantin Gropper hat so spektakulär geträumt, dass er seine nächtlichen Angstreisen zum Ausgangspunkt für ein neues Album machte, das sich auf vielschichtige Weise mit dem Horror beschäftigt, ohne gleich einen Soundtrack für einen Horrorfilm abzugeben. Das neue Songdutzend des Sängers und Songwriters öffnet im Gegenteil ganz weit die Arme, heißt uns willkommen in orchestralen Erzählungen und Rundgängen durch groß angelegte, von Holzbläsern, Flöten und Streichern durchwobene Klangareale. Es verspricht gar Linderung im wogenden, aufwühlenden Sound der vielen fein gespielten Instrumente.
Deutsche Schwere und „Nazi-Bitches“
Zwischendurch gewinnen Groppers Songs aber auch jene deutsche Schwere, die in der Vergangenheit schon seine britpoppigsten Momente durchkreuzte. Das geht dann heftig ins Drama, wie bei „Martyrs“. „The Only Thing We Have To Fear“ startet mit Sam Vance-Law als Erzähler, der die Gebrüder Grimm auf Englisch ins Soundbild holt: „Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen“. Gropper musste gar nicht weit raus, um Furcht zu erfahren, die „Nazi-Bitches“ im Song sollen an Frauke Petry (damals noch AfD) erinnern, die am Rande einer Wahlkampfveranstaltung in Mannheim gefordert hatte, Flüchtlinge notfalls mit Waffengewalt am Grenzübertritt zu hindern.
Die Brass-Section, die Get Well Soon hier auffährt, klingt wie frisch importiert aus Alan Parsons’ TALES OF MYSTERY AND IMAGINATION; und die waren bekanntlich eine Liebeserklärung an den Horrorliteraten Edgar Allan Poe. Zum Finale macht Gropper ein beinahe beschwingtes Angebot für uns Betrübte und Verängstigte: „So join hands in horror unite! Together let’s stand in darkest night“ („[Finally] A Convenient Truth“). Auf gute Besserung, ganz bald!