Gauntlet Hair
Stills
Dead Oceans/Cargo
Die offenen Nostalgiebekundungen des Denver-Duos fügen ihrem Noise-Pop nichts Neues hinzu.
Man wird bei „Bad Apple“ an Depeche Mode denken dürfen. Die marschierende Drummachine, der reservierte Gesang. Kommt hin. Man wird auch die Noise-Abteilung seiner Pop-Ecke durchforsten, wenn die gute halbe Stunde des zweiten Albums von Gauntlet Hair vorbei ist. Es geht um die Teenagerplatten von Andy R. und Craig Nice. Oder besser: um den Sound. Es dröhnt, ist laut und doppelt verhallt. Trotzdem besteht zum Vorgänger ein großer Unterschied. Wer genau hinhört, wird sogar ab und an verstehen, was gesungen wird. Mit der zweiten Platte wächst das Budget, das Studio vielleicht gleich mit. Gauntlet Hair errichten ein zitatenreiches Lo-Fi-Gebilde, in der Nähe zu Industrial, Goth-Pop und New Wave. Mit „Human Nature“ wird das Beste gleich zu Beginn erzählt. Eine schnelle Nummer, die nicht viel mit dem Rest der Platte zu tun hat. Die flirrende Wucht des Refrains hilft, den Anker in den Gehörgängen zu versenken. Was danach kommt, ist mal beliebig („Heave“), mal gut („New To It“), mal großartig irre, wie der scheppernde Minimal-Wave-Flüchtling „Waste Your Heart“.