Gang Gang Dance :: Eye Contact
4AD/Beggars/Indigo
Expeditionen in höher gelegene Grenzgebiete von Jazz, Postrock, Ambient und Sphären-Pop. Oder die Kunst der Unausrechenbarkeit.
„I could hear everything. It’s everything-time.“ Die Stimme, die wir zu Beginn dieses Albums hören, könnte einem Toten gehören. Seitdem Bandmitglied Nathan Haddox im Jahr 2002 tödlich vom Blitz getroffen wurde, haben die Kollegen von Gang Gang Dance sich geschworen, Aufnahmen seiner Stimme auf jedem neuen Album hörbar werden zu lassen. Das kurze Vokal-Sample ist auch programmatisch für die neue Veröffentlichung des New Yorker Artpop-Projektes. Oder sollen wir Kunst-Club-Ensembles sagen? So sicher, wie die Stimme von Nathan Haddox auf allen Gang-Gang-Dance-Alben auftaucht, so wenig darf der Hörer von den bisherigen Tracklandschaften auf die aktuelle Gang-Gang-Dance-Sound-Geografie schließen. Eye Contact enthält gleich zu Beginn zwei längliche Expeditionen in höher gelegene Grenzgebiete von Jazz, Postrock und Sphären-Pop. Dazwischen ist eine einminütige italienische Arie auf Homerecording-Niveau geschaltet. „Mind Killa“ in der Mitte des Albums nähert sich am deutlichsten dem, was wir Song nennen, ein Synthwave-Popding aus den Modejournalen der aktuellen Saison. Davor und dahinter taucht Lizzi Bougatsos mit ihren spillerigen Tönen in rauschende Ambient-Räume, bei Bedarf dürfen die Sounds des Ensembles in alle Richtungen leiern, der Hörer sucht mit den Musikern nach einem roten Faden, bis am Ende des Albums feststeht: Die Suche war das Ziel.
Story S. 12
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