From Disco To Disco

Es ist immer wieder eine Freude zu sehen, wie die Popkultur sich turnusgemäß vom heißen Scheiß von gestern trennt. Etablierte Musikformen wie der Indie-Rock machen in ihrer verbissenen Unsexyness den Weg frei für ihr genaues Gegenteil. Und welche Musik könnte unverbissener und körperlicher sein als Disco? Das permanent ausgerufene und wieder totgesagte Disco-Revival in Ausprägungen wie Neo, Space, Cosmic und Italo erzeugt freilich nicht den gerade mal frischesten Wind in den stürmischen Kreisläufen der Popkukur. Disco scheint aber bleiben zu wollen, selbst Labels wie Ed Banger und Kitsune geben mit ihren aktuellen Releases das rockende Electro-Geballere zugunsten von discoiden Sounds auf.

Mike Simonetti, Gründer des Indie-Rock-Labels Troubleman Unlimited Records (Devendra Banhart, Black Dice, Isis), hat 2007 in Jersey City, New Jersey, das Label Italians Do It Better ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Johnny Jewel, der wiederum zusammen mit der Sängerin Ida No das Duo Glass Candy bildet und nebenbei Mitglied von Chromatics ist, die wiederum die beiden wichtigsten Acts des Neo-Disco-Labels darstellen.

Der Italo-Amerikaner Simonetti wurde Mitte der 80er als Teenager von der New Yorker Hardcoreszene musikalisch sozialisiert und kam – wie viele andere seiner Generation – später über Umwege zu Disco. „Als Hardcore-Kid dachte ich, Disco sei scheiße. Als ich älter wurde, ist mir klar geworden, dass die ganzen Samples aus den Hip-Hop- und House-Tracks, die ich mittlerweile hörte, aus Disco-Songs stammen.“ Simonetti wehrt sich dagegen, die Musik seines Labels als „Italo Disco“ zu bezeichen. „Ich mag keine Italo Disco, das ist richtig cheesy Musik, im Wesentlichen ist es nichts anderes als italienischer Pop.“ Die Musik auf Italians Do It Better sei dagegen einfach „gute Dance Music“. Und die ist so bunt gemischt wie die Bands, die von den Labelacts gecovert werden: Indeep („Last Nite A DJ Saved My Life“), Kraftwerk, Roxy Music, das französische 70er-Disco-Trio Belle Epoque. Das Label hebt Disco aufs nächste Level, indem es sich ironiefrei der in der Gay-Kultur verankerten Musik nähert, die im Mainstream oft und gerne nicht ernst genommen wird. Was unter Umständen am TestosteronÜberschuss und der Homophobie der Nichternstnehmer liegen könnte.

In diesem Jahr feiert Italians Do It Better sein dreijähriges Jubiläum mit einer Menge Veröffentlichungen. Im Sommer wird das 2007er-Album NIGHT DRIVE von Chromatics mit vier neuen Songs als Doppel-LP wiederveröffentlicht, dazu eine Split-12-Inch von Glass Candy und Chromatics sowie das Jubiläums-Compilation-Album INTO THE BLACK. Neue Alben von Chromatics (Herbst) und Glass Candy (Frühjahr 2011) folgen.

www.myspace.com/italiansdoitbetterrecords