Frode Grytten :: Ein ehrliches Angebot
Jetzt kommt die Rache, Herr Ikea!
Kann man ein Buch um ein Drittel kürzen, weil sich der dritte Romanteil „vornehmlich mit norwegischer Politik beschäftigt“? Gryttens deutscher Verlag macht genau das. Dadurch wackelt die Grundkonstruktion des Werkes: Recht unmotiviert stehen nun zwei Lebensgeschichten nebeneinander, die des Möbelhändlers Harold M. Lunde und die seines Sohnes Arvid. Doch sie funktionieren auch für sich: Der Möbelhändler entführt den Ikea-Gründer Ingvar Kamprad, da er die schwedische Kette für seine Pleite verantwortlich macht – die nostalgische Rachegeste eines Mannes, der nichts mehr zu verlieren hat. Noch stärker ist der zweite Teil: Aus der Sicht einiger Kneipengänger im entlegenen Industriestädtchen Odda wird der Aufstieg und Fall des örtlichen Lehrers Arvid geschildert, der in den Achtzigern mit Aktien stinkreich wird. „Arvid Lunde summte sich durch den Tag“, heißt es, „er sang Take on me und Sussuss-sussudio. Er hatte seinen Platz in der Welt gefunden.“ Doch der Börsencrash vom Oktober 1987 beendet sein Hochgefühl. Beide Romanteile sind treffende Beispiel-Erzählungen für den wirtschaftlichen Strukturwandel der vergangenen Jahrzehnte – eigentlich hätte man noch ganz gern erfahren, wie Frode Grytten die Reaktion der norwegischen Politik darauf beschrieben hat.
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