Frankenstein Junior

Der amerikanische Regisseur wird gerne als König des Humors bezeichnet. Nun kann man ihm bescheinigen, daß er eine Vorliebe für intelligente und äußerst heitere Filme hat, gleichzeitig aber auch mit ungeheurer Sorgfalt darangeht. Sehr zum Verdruß seiner deutschen Verleiher, ist er zudem des Deutschen mächtig und achtet penibel darauf, keine Synchronisationsleiche ins Nest gelegt zu bekommen. Sein letzter Film „Is‘ was Sheriff“ mußte z. B. auf sein Betreiben hin noch einmal in die Studios, und die Fox, die gerne Filmtitel bezugslos aus der Luft greift, sah sich gezwungen, auf Brooks‘ Betreiben hin den fatalen Titel „Mit Frankenstein im Bett“ umzuwandeln in „Frankenstein Junior“.

Brooks hat nun einen Grusel-Comic geschaffen, der den einen als böse Satire, anderen als Veräppelung eines ganzen Genres erscheint, die er aber bewußt verstanden wissen will „als Huldigung an die Vergangenheit, als Liebeserklärung an die unsterblichen Horror-Filme der 30er Jahre“. In seinem „Frankenstein Junior“ hat er Typen Gestalt werden lassen, die es eigentlich nur sonst in Trickfilmen gibt – deswegen allein verdient er schon auf eine Stufe mit Polanskis „Tanz der Vampire“ gestellt zu werden.

Brooks hat das alte Frankenstein-Muster ein wenig aufpoliert. Da übernimmt nach ein paar Generationen der anerkannte Gehirnspezialist von Frankenstein das Familienerbe, zieht ins alte Familienschloß, sieht sich umringt von geheimnisvollen Typen wie dem buckligen Faktotum Igor (Marty Feldman) und – dann jucken auch ihm die Finger, einen Menschen nach seiner Vorstellung zusammenzubasteln. Der wird dann auch dementsprechend; ein Monster nämlich, weil dem Wesen in der Eile ein falsches Gehirn eingesetzt worden ist. Das Monster (Peter Boyle) ist seinem Schöpfer auch gar nicht dankbar, benimmt sich pausenlos daneben, erschreckt die Leute, tut Böses und kann letzten Endes nur von einer Frau gebändigt werden. Diese heißt Elisabeth (Madeline Kahn), ist die Braut des Gehirnspezialisten, und sie kramt schließlich den guten alten Sex hervor, um unter „großen persönlichen Opfern“ ihren Anteil an der Bändigung des Monsters zu leisten.

Die „Huldigung“ von Brooks ist schon brüllend komisch ausgefallen. So viele Hintergründigkeiten, die man erst bei genauem Hinsehen entdeckt, so viele realistische Bezugspunkte zur heutigen Zeit – man kann nur jubeln. Und noch eines ist gelungen: Brooks hat sich nicht mit einem exzellenten Drehbuch zufrieden gegeben, sondern – welch seltene Praxis – auch hervorragende Schauspieler eingesetzt. Die haben offensichtlich davon gehört, daß man Komisches nicht noch mit Komik anreichern darf und daß so ein Drehbuch, ernsthaft gespielt, neben lautem Gelächter immer noch einen schönen Grusel auslösen kann. FRANKENSTEIN JUNIOR, ein Film der Laune macht, der auch ganz sicher so etwas wie ein Klassiker werden wird- also: Nichts wie hin.