Frank Turner
Positive Songs For Negative People
Universal VÖ: 7.08.2015
Die Springsteenifizierung des Frank Turner geht weiter.
„By the waters of the Thames I resolved to start again“ – mit diesen Zeilen fängt Frank Turners sechstes Album an. Der Song, dem sie entstammen, „The Angel Islington“, legt musikalisch gesehen eine falsche Fährte: eine leise gezupfte Akustik-Nummer, die kurz den Eindruck erweckt, Turner habe seiner Backing Band The Sleeping Souls für diese Platte Urlaub gegeben. Dem ist nicht so, eher das Gegenteil ist der Fall: Produzent Butch Walker (u.a. Taylor Swift, Weezer, Pete Yorn) legt auf POSITIVE SONGS… Klangschicht um Klangschicht aufeinander. Mandoline, Klavier, Streicher, und eine deftige Dosis E-Gitarren. Textlich ist der Opener aber durchaus eine Synopsis dieses Albums: Turner hat offensichtlich eine schwierige Zeit hinter sich, und er verbringt die 41 Minuten lange Laufzeit damit, sich und den Hörern Mut anzusingen.
Im dringlichen, an Against Me! erinnernden „Get Better“ zum Beispiel („I’m trying to get better because I haven’t been my best“), oder im von einer etwas hinkenden Tennis-Metapher getragenen „Love Forty“ („I’m battered and bruised and I can’t afford to lose“). Abgesehen vom rumpeligen Zweiminüter „Out Of Breath“ hat die Musik hier herzlich wenig mit dem Campfire-Punkrock aus Turners Anfangstagen zu tun. Stattdessen praktizieren Turner und seine Band eine Annäherung an E-Street-Band-Territorium: wuchtig, zügig, aber auch etwas schwülstig. Zum Glück nimmt man Turner dank seiner einfühlsam-ruppigen Stimme auch die käsigsten Folk-Rock-Plattitüden ab („Glorious You“) und wenn er wie in „Get Better“ oder „Demons“ das Tempo anzieht, wird jeder mitgerissen, der nicht am Boden festgekettet ist.