Fidlar

Too

Wichita/[PIAS] Coop/RTD VÖ: 4. September 2015

Wirklich wahr: Die kalifornischen Rabauken entdecken die Vorzüge einer Welt jenseits des Surf- und Garagenpunk.

Ein Song auf diesem Album heißt tatsächlich „Sober“. Das kann man kaum glauben, ist aber wahr. Bei Fidlar handelt es sich immerhin um die Band, die auf ihrem Debüt von 2013 kein Halten kannte und ständig über „Cheap Beer“, „Whore“ und „Cocaine“ berichtete. Das Akronym des Bandnamens allein steht, darüber lässt man die Fans genüsslich im Unklaren, wahlweise für eins folgender Bonmots: „Fuck It, Dog, Life’s A Risk“ (daraus lässt sich zufälligerweise fast der Albumtitel von K. Flay nebenan basteln – Anm. d. Red.), oder „Forget It, Dad, Life’s All Right“.

Zum Glück hört sich „Sober“ nicht so an, als habe dieses Rudel längere Zeit in einer Ausnüchterungszelle verbracht. Die beiden Sänger und Gitarristen Zac Carper und Elvis Kuehn lassen sich wie gewohnt gehen und treiben in diesem Fall alles auf die Garage-Surf-Rock-Spitze. Auch in „The Punks Are Finally Taking Acid“ und „Bad Habits“ machen die Racker reichlich Randale. Zugleich lassen Fidlar mit TOO aber auch erkennen, dass sie nicht auf dieselbe Tour wie beim ersten Mal aus sind.

Sie haben ihre Heimatstadt Los Angeles verlassen und sich für die Aufnahmen nach Nashville begeben, wo man heute anerkanntermaßen viele analog eingerichtete Studios vorfindet. Schon hat sich die Art der Musik an einigen Stellen verändert. In „Why Generation“ machen sich Fidlar über das Leben im 21. Jahrhundert Gedanken. Die Tatsache, dass man ständig unter Beobachtung steht, bereitet ihnen Sorgen. „Overdose“ fällt ruhiger aus und hört sich an, als stolzierten diese Musiker durch das Unterholz eines Dr. John. Man muss auch immer wieder an The Replacements denken. Die haben es zu Anfang wild getrieben und wurden immer besser, als sie den Müll entsorgt hatten. Fidlar haben, wie es scheint, einen ähnlichen Weg im Auge. Im Vergleich zu ihrem Debüt klingen sie jetzt schon reifer und besser.