Fettes Brot über ihre Lieblingsmusik
Die beste Platte, die wir kennen?Knifflig. Es gibt Tage, da funktioniert unser kollektives Bewusstsein Borg-gleich (wir sind Brot, Widerstand ist zwecklos!) und wir könnten uns auf ein Album aller Zeiten einigen. Nicht heute, aber. Heute votieren wir für ein gebeugtes Mixtape. Es passen genau 6 Songs drauf, weil es auf 10″ Vinyl geschnitten wurde, und es gibt davon nur 10 Stück, haha. Heute sind wir Nerds, heute dürfen wir eine Liste schreiben.Es ist nämlich so: Wenn wir früher eine Vinylplatte mit neuem Zeug von uns masterten, ließen wir den Herrn Ingeniör immer wieder Dubplates von Obskuritäten schneiden, die dann bspw. als Geburtstagsgeschenk für spezielle Freunde taugten. Die schönste davon enthält ein paar verschollene Songs von verschieden Künstlern, die wir verehren, oder die wenigstens Stellvertreterfunktion haben für andere Helden.
„Ich find dich gut“ von Michel van Dyke
…Björn Beton: …ist ein Luxus-Demo, das klingt wie Stephan Sulke singt Marvin Gaye oder Manfred Krugs 2. Amiga-Album.Dokter Renz: Als Niederländer hat der einen so unverknoteten Zugang zu seiner Zweitsprache, dass er mit einfachsten Worten größtmögliche Deepness erreichen kann.Björn Beton: Ich nenne das Soul, und das können hier nicht viele. Dokter Renz: Niels Freverts neue Platte ist auch so eine Ausnahme.
The Ordinary Boys: „Busy Wasting Time“
König Boris: Große Tourbusfavoriten von uns sind The Specials oder Madness.Björn Beton: Die Ordinary Boys waren das gelebte 2. Mod Revival. Ihr gefallsüchtiger Sänger und Anführer Preston ruinierte sich jede Credibility durch Teilnahme an Celebrity Big Brother, deren spätere Siegerin er dann sogar heiratete. König Boris: Ich glaube, er hielt sich dabei für den wahren Working Class Hero. Dokter Renz: Interessante These!Björn Beton: Man kann viel von seinem Scheitern lernen, aber mindestens, dass deren drei Alben viel besser waren als die der meisten Bands auf dem Cover vom NME. „Busy Wasting Time“ ist ihr erst posthum online veröffentlichter Schwanengesang und ein pures Madness-Update.
D.J. Rogers, Jr.: „Wonderful Beautiful Amazing“
Björn Beton: Das ist vom als Promo-Album bei Motown steckengebliebenen, verlorenen Klassiker „Emo Soul“. König Boris: Lustig, dass man das heute dabei sagen muss, Emo … Soul. Ist ja eigentlich doppelt gemoppelt. Björn Beton: Beyonce ist gegen das hier die Ice Queen of Soul. Dokter Renz: So klingt der Moment des gemeinsamen Aufwachens nach der Nacht der Nächte. Björn Beton: Er ist der Junior des 70s-Funky-Gospel-Preachers D.J. Rogers und erreicht hier Raphael-Saadiq-Niveau!König Boris: Aber Saadiq bleibt der Boss.
Kevin Rowland: „Thunder Road“
Björn Beton: Auch so ein großer Wahnsinniger der Pop- Geschichte. Mit Dexy’s Midnight Runners drei Alben lang the Soul of the british working class man.Dokter Renz: „Thunder Road“ wurde, obwohl bereits opulent orchestriert, wegen des herzlosen Vetos des Autoren Bruce Springsteen von Rowlands Kokain-Therapie-Platte MY BEAUTY geschmissen, auf der er Lieblingsongs umdichtete, die ihn aus seinem jahrelangen privaten Schlamassel gezogen hatten. König Boris: Auf dem Cover posiert er in sexy femininer Unterwäsche.Dokter Renz: Der erste metrosexuelle Soul-Star?König Boris: Eher der letzte wahre Punk.
Jeb Loy Nichols: „Worried Man“
Dokter Renz: Dieser Mann hat uns seinerzeit kollektiv zum Schluchzen gebracht.Björn Beton: Hat schon mal jemand eine so verbindliche Stimme gehört? König Boris: Das sind Frequenzen, die fühlen sich an, als würde ein Engel einem in den Nacken fassen.Björn Beton: „Worried Man“ ist eigentlich von Johnny Cash und Nichols hat es für eine britische Musik-Magazinbeilage als Lovers Dub neu erfunden.Dokter Renz: Es ist eine der großen Schieflagen im Universum, dass der Mann kein Star geworden ist.
Biz Markie: „White Bitches“
König Boris: Während wir immer noch auf seine erste Rock’n’Roll-Karaoke-Platte warten, muss das hier reichen. Dokter Renz: Biz covert „Brown Sugar“ von Jagger/Richards als Love-Song an weiße Stripperinnen!Björn Beton: Typisch für uns, dass der einzige Rapper in dieser Liste dann auch gleich gar nicht rappt, haha.König Boris: Meine Lieblingszeile: „Don’t tell Oprah that I know what I like.“Dokter Renz: Wie sagte DJ Premier mal zu uns in einem New Yorker Treppenhaus: „Biz is funny!“
haben dieses Jahr ihr sechtes Album
veröffentlicht. Gerade ist die neue Single
erschienen.
Fettes Brot – 26.09.2008
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