Fettes Brot
Teenager vom Mars
Fettes Brot Schallplatten/ Groove Attack VÖ: 4. September 2015
Bespaßungspop-Rap-Mische, die alles will, doch inhaltlich und musikalisch überreizt.
„Juhuuu, endlich wieder Spaß, eure Lieblingsstars, Teenager vom Mars!“ Mit diesen Worten ballert einem das Intro des neuen Albums von Fettes Brot erst mal um die Ohren. Kurze Verstörung stellt sich ein. Na, Digger, wohin haben wir uns denn hier verirrt?
Elektrobeats gemixt mit Drums, Rockgitarren-Riffs und quietschenden Teeniestimmen dominieren den Refrain, an dessen Ende Björn Beton, Doc Renz und König Boris „Das ist der Wahnsinn“ johlen. Und es ist tatsächlich der Wahnsinn, das sollen die derben Hamburger Jungs von damals sein, die in den 90ern mit „Jein“, „Nordisch by Nature“ oder Anfang der 2000er mit „Schwule Mädchen“ wirklich starke, witzige und einfallsreiche Deutsch-Rap-Tracks rausbrachten? Mit „Emanuela“, „Bettina, zieh dir bitte etwas an“ oder „An Tagen wie diesen“ folgten kommerziell erfolgreichere Stücke, die den Richtungswechsel der Band in immer poppigere Gefilde ankündigten.
TEENAGER VOM MARS knüpft an diese Richtung an, bleibt dem grundsätzlichen Stil auch treu, vermischt dazu aber Elektro, Rock, Trap, House und klassischen Rap so bunt miteinander, dass am Ende von allem etwas, aber nichts so wirklich Geiles rauskommt. Das größte Hindernis: die Themen der Texte, die so ziemlich alles behandeln sollen, was gerade abgeht in der Welt. Sozialkritik in der Kassiererinnenhymne „Emmely“, Kritik an der Helene-Fischer-Besessenheit der Deutschen bei „Alle hörn jetzt Schlager“ (ganz nette Line hier immerhin: „Alle hörn jetzt Schlager, da wird man ja zum Schläger“), Ghetto-Boys-Kampfansage gegen Karrennarren in „Eure Autos“ oder Bedauern über die widrigen Umstände der Verliebtheit in „Von der Liebe“, das poppig, aber platt erzählt daherkommt („Ich war beim Loseziehen und du warst mein Hauptgewinn, und wenn ich weinen muss, gibst du mir einen Kuss“). Songs wie „Meine Stimme“ knallen dagegen dank dickem Bass, vergleichsweise gewitzten Lines wie „Die Worte sind die Kohle, meine Stimme die Presse, mach ich das Maul auf, fallen mir Rohdiamanten aus der Fresse“ und nicht zuletzt dank Feature-Gast Fatoni.
Trotzdem ist die Invasion aus dem All in Gestalt der in die Jahre gekommenen Brote nicht viel mehr als eine Bespaßungspop-Rap-Offensive, die dem oftmals hintersinnigen Humor von einst zwar oft gerecht werden, dabei aber zu viel von allem bieten will, als dass das Ergebnis überzeugt.