Fettes Brot
Lovestory
Fettes Brot/Groove Attack (VÖ: 3.5.)
Eine Platte wie ein HipHop-Podcast zum Thema: Liebe und die Geschichten, die sie schreibt.
Beim NDR haben Fettes Brot eine wöchentliche Show, halb normale Sendung, halb Podcast. „Was wollen wissen?“ heißt das Format, und es ist im Sendeschema dieses Charts-Horrors ein Highlight. Die Herren Renz, Boris und Björn labern, wie sie es schon auf ihrem Pinneberger Schulhof gelernt haben, dazwischen läuft Musik – und fertig. Wenn nun LOVESTORY anläuft, die neunte Platte der Brote, und König Boris den Text des ersten deutschen Emo-Songs „Ich liebe dich“ von Clowns & Helden so verdreht, dass auch Christian Lindner damit klarkommt, dann merkt man: Ein Album von Fettes Brot funktioniert ganz ähnlich.
AmazonLOVESTORY ist eine Platte wie ein Podcast zum Thema Beziehungen, und weil die Liebe eine ernste Sache ist, verkaufen die Norddeutschen ihren Humor dieses Mal nicht unter Wert. „Ich liebe mich“ ist ein launiger Kommentar auf ein trauriges Leben mit Instagram-Filter, „Wetterfrau“ das dahingroovende Liebeslied an eine heimliche Heldin, „IKEA“ eine Trennungsfantasie vor Möbelhauskulisse, musikalisch eine Hommage an die Rap-Balladen von LL Cool J.
Am vehementesten texteten die Brote bei „Du driftest nach rechts“, auch dieser Track hat eine persönliche Ebene, weil sich ein Teil in der Beziehung fragt, wie lange der Rechtsruck des anderen noch tolerierbar bleibt. In seiner Verzweiflung klingt der Song wie eine hyperaktiv-politisierte Version von „Sie ist weg“ von den Fantastischen Vier. Gar nicht albern, ganz schön gut.