Faye Webster
Atlanta Millionaires Club
Secretly Canadian/Cargo (VÖ: 24.5.)
Viele Gefühle auf einmal, viele Genres auf einmal. Die Songwriterin packt mit ihrem überehrlichen Indie-Folk-R’n’B-Mashup.
Eigentlich ist Faye Webster ja eine Stubenhockerin. Aber eine, die es nicht genießt. Wenn sie viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbringt, dann ist das keine Quality Time. Es sind die Momente, in denen sie sich selbst zerfleischt. Weil sie nicht mehr macht. Weil sie der Liebeskummer zerbrechen lässt, weil sie die Wände weiß gemalert hat und ihr Hund ihr bester Buddy ist. Dieses Gezweifele schmerzt.
AmazonEs scheint, als wäre sich die 21-Jährige aus Atlanta selbst nicht genug. Dabei sind die Songs auf ihrem dritten Album alles. Sie sind nicht nur textlich so offen wie kein Instagram-Account – auch verschiedenste Musikgenres werden nacheinander mühelos angestimmt, angebrochen und wieder für ein Experiment aufgelöst. Quasi eine beständige Dualität zwischen verträumtem Indie, neu gedachtem Country, R’n‘B und dann doch wieder sehr folkigen Elementen.
Sie könnte Aaliyah 2.0 sein. Oder eben Natalie Prass, wenn man sich so durch das Swagger-Stück „Come To Atlanta“ hört. Doch dieser Lethargie-Überzug, der das gesamte Album rahmt, entspricht wiederum so gar keinem von den genannten Künstlern. Ihre Emo-Hawaii-Klänge gehen dann wieder ganz eigene Wege, sodass man ihr Mut zusprechen möchte. Also weniger auf die Art: „Das hast du aber toll gemacht!“. Eher so: Die traut sich wirklich was.