Faust Vs. Dälek – Derbe Respect, Alder
Es gibt einen alten Faust Track aus den siebziger Jahren, der heißt „We Are The Hallo Men“. Mit dem – so stand zumindest in diesem Heft geschrieben – haben die alten Avantgardisten den HipHop erfunden. Die Behauptung, die anlässlich der Veröffentlichung der CD-Boxthe wümme years aufgestellt wurde, war natürlich mafilos übertrieben, aber: Wenn man „We Are The Hallo Men“ bei einem „Blind Date“ einem Menschen vorspielen würde, dessen musikalischer Horizont nicht bei Guns and Roses aufhört, erwürde ihn glatt für einen aktuellen Underground-HipHop-Track aus irgendeiner Illbient-Soundküche Crooklyns halten. Die Berührungspunkte zwischen deutschem Avantgarde-Rock, der in den siebziger Jahren seine Wurzeln hat, und Nuller-Jahre-Underground-HipHopaus dem Großraum New York sind größer als du denkst, Freundchen. In beiden Fällen geht es um die Destillation von Sounds und um das Beschreiten von Territorien, die jenseits der „Nutbush City Limits“ (Rock] und des Pussy-Bitch-Gangsta-Landes (HipHop] liegen. Dälek, das hochgelobte Underground-Rap-Trio aus Newark, New Jersey, arbeitete in der Vergangenheit schon mal das ein oder andere Sample von Faust, den deutschen Avantgardisten, in seine Soundgebilde ein. Und irgendwann bekam Faust-Chef Jochen Irmler das Dälek-Album from FILTHY TOHEUES OF GOOS AND &RIOTS in die Hände, war begeistert und veröffentlichte es als Vinyl auf seinem Label Klangbad. Das war der Beginn der wunderbaren Schwaben-New-Jersey-Connection. die mit derbe respect. alder ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Das Gemeinschaftsalbum von Faust und Dälek ist kein uninspiriertes Nebeneinander von zwei Bands aus zwei musikalischen Zeitaltern, die sich nichts zu sagen haben, sondern die homogene Arbeit von Brüdern im Geiste, die sich im Hier und Jetzt treffen. Beide Bands begegnen sich bei ihren Erkundungen in einem musikalischen Niemandsland, dem noch keiner einen Namen zu geben sich getraut hat. Hier brodelt ein düsteres, kakophonisches Soundsüppchen aus zwei verschiedenen Küchen, was im Dälek-Remix des Faust-Tracks „t-eletronique“ kulminiert. Der ist ein funky Motherfucker. Faust mit Raps, dass sowas geht, hat auch kein Mensch geglaubt. Und der Albumtitel ist natürlich endskrass. Derbe Respect, Alder! VÖ-.
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