Farhot
Kabul Fire Vol. 2
Caroline International/Universal (VÖ: 29.1.)
Der Produzent lässt die goldene Ära des HipHop auf das musikalische Erbe Afghanistans treffen.
Das letzte große Produzentenalbum der Deutschrap-Szene hat sich ja als Orakel des (Schwurbel-)Grauens gezeigt – können wir also noch mal vertrauen? Sollten wir! Denn Farhots musikalische Auseinandersetzung mit seiner afghanischen Migrationsgeschichte und Golden-Era-HipHop-Sozialisation fährt nicht so ein spektakuläres Gästeaufgebot wie KitschKrieg auf, beeindruckt aber mit cleveren Tracks, die nie orientalisierend sind, sondern mit der Melancholie der postmigrantischen Generation den Klang des verlorenen Zuhauses ins Zeitgenössische tragen.
AmazonDie Kooperationen, zum Beispiel „Check“ mit Juju Rogers und Nneka, zeigen Farhots Stärken als einer der prägenden Produzenten im (Deutsch)Rap der letzten Jahre, sein Verständnis für Pop und eingängige Tracks. Schließlich ist er auch der Tausendsassa, der Haftbefehls Über-Track „Chabos wissen wer der Babo ist“ mit verantwortet hat oder Haiytis JANGO-EP.
Aber so richtig funkeln hier die Instrumentals, die verspielteren, fast experimentellen Stücke, die sich noch mal stärker Tönen, Texturen und Geschichten Afghanistans hingeben. Daraus strickt Farhot einen dicken, samtigen und satten Soundteppich. So richtig analog warm wird es allerdings selten, denn auch wenn afghanische Instrumente zum Einsatz kommen, ist das Gesamtprodukt eben doch am Computer zusammengeschraubt. Trotzdem fängt es in seinen stärksten Momenten die leise Sehnsucht ein, die allen Third-Culture-Kids das Herz zerreißt.