Fanny
THE REPRISE YEARS 1970 – 1973
Cherry Red/Rough Trade (VÖ: 9.6.)
Rock, Soul, Blues: Von Pionierinnen, die heute kaum noch jemand kennt. Eine Schande ist das!
Es ist erfreulich, dass die Plattenfirma Reprise Records die aus Los Angeles stammende Band Fanny 1969 unter Vertrag nahm. Noch erfreulicher ist, dass das Quartett im Folgejahr als Amerikas erste komplett weiblich besetzte Rockband ein Album bei einer Major-Company aufnehmen durfte. Kleiner Schönheitsfehler: Man hatte Fanny ohne branchenübliches Vorspiel gesignt, es ging letztlich also doch vor allem um optische Qualitäten und den generellen Novelty-Charakter, weniger um musikalische Kompetenz. Beherzt rockende Frauen? Crazy Idee, machen wir!
AmazonZweifellos die richtige Entscheidung aus den falschen Gründen, denn die Schwestern June und Jean Millington, Alice de Buhr und Nickey Barclay waren und sind tatsächlich ganz wunderbare Musikerinnen, die ihre Instrumente – in Prä-Punk-Zeiten ein wichtiges Kriterium – tadellos beherrschten und noch dazu ihre Songs mehrheitlich selbst schrieben. Die vier fähigen Damen wurden häufig als Session-Musikerinnen gebucht, einer ihrer prominentesten Fans war David Bowie. Bis heute beeindruckend sind die Energie und der Überschwang, mit denen Fanny ihre teils bluesig, oft deutlich vom Soul inspirierten Stücke darboten, etwa Marvin Gayes „Ain’t That Peculiar“ oder das selbstver- fasste „Charity Ball“.
THE REPRISE YEARS 1970 – 1973 versammelt auf vier CDs die vier Originalalben jener Jahre, ergänzt um Outtakes, Singles, Demos und Live-Mitschnitte, was in Summe 82 Tracks ergibt. Wenn mal wieder die wichtigsten oder einflussreichsten Frauen der Popkultur gewürdigt werden sollten: Vergesst mir Fanny nicht! Sie waren Pionierinnen und Role Models, die dem Rock-Machotum der frühen Siebzigerjahre Substanzielles entgegensetzten.
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