Faith Evans & The Notorious B.I.G.
The King & I
Rhino/Warner (VÖ: 19.5.)
Die Sängerin Faith Evans und ihr berühmter Ehemann, 20 Jahre nach der Ermordung des Rap-Legende wieder vereint, auf dem Höhepunkt der Neunziger-Nostalgiewelle.
Der Verriss zu THE KING & I schreibt sich wie von selbst: Leichenfledderei und Denkmalschändung, ein verzweifelter Schrei nach Aufmerksamkeit. Alternativ könnte man sich die Platte aber auch einfach mal anhören. So übel nämlich klingt das nicht.
Statt die große Zombie-Hologramm-Show abzuziehen, haben Evans und ihre ausführenden Produzenten (darunter Stevie J and Chucky Thompson, die dem jungen Biggie einst einen Hit nach dem anderen auf den Prachtleib schneiderten) ein aufrichtiges Tribute-Album aufgenommen. Die Vocals des ewig weltbesten Rappers sind dabei eher wie Samples eingesetzt, als dass sie echte Duette vortäuschten. Auf dieser Basis sind komplett neue Songs entstanden, die geschickt mit der Lebensgeschichte des Paars sowie allgemein der Hip-Hop-Historie spielen.
Auf „Ten Wife Commandments“ etwa werden Zeilen aus Biggies legendärem Leitfaden für Drogenhändler zu einem Song über die ganz normalen Dramen einer Ehe umgemodelt. Und für „NYC“ hat DJ Premier Zeilen aus einem nie offiziell veröffentlichten Freestyle zurechtgescratcht; dazu singen Evans und der Rapper Jadakiss eine Hymne auf ihre Heimatstadt.
Wahnsinnig originell ist das alles nicht, mangelnde Sorgfalt aber kann man den Beteiligten nicht vorwerfen. Die Referenzen, der Retro-Sound, die wenigen Gäste, die Skits von Mama Wallace, alles passt. Der Höhepunkt ist „Lovin‘ You For Life“ mit Lil Kim, mit der Biggie eine kaum verhohlene Affäre pflegte. Offen spricht Kim darüber, dass auch sie diesen zweifelhaften, aber stets charmanten Playboy geliebt hat und immer noch liebt. Wer tut das nicht? „B.I.G.G.I.E., still the motherfucking king of NYC, period“ – dieser Tatsache fügt THE KING & I nichts hinzu, nimmt ihr aber auch nichts an Gültigkeit.