Eszter Balint – Mud
Eigentlich müsste Eszter Balint den Schlamm hassen. Er ist nass, geschmeidig und klebt an den Fingern wie Kaugummi. Viel besser würde der New Yorkerin der trockene Boden irgendeiner Steppe zu Gesicht stehen. Denn die Songs, die sie auf mud serviert, bröseln wie Erde, die von tiefen Dürrefurchen durchzogen ist. Vielleicht will Frau Balint mit dem lakonischen Duktus ihres zweiten Albums untermauern, was sie in ihrer früheren Schauspielkarriere schon angedeutet hat. Damals spielte sie in Independent-Filmen wie Jim Jarmuschs „Stranger Than Paradise“ oder Steve Buscemis „Trees Lounge“. Heute befördert sie mit ihrer Musik nicht weniger wundersame Kleinode ans Licht – irgendwo in der Grauzone zwischen Kunst und Verschrobenheit. Genau in diesem Kontext ist auch mud zu verstehen. Das Album ist minimalistisch gehalten, Eszter singt ohne Pomp und Schmacht. Gitarre, Banjo und Bass knacken und eiern, haken und scheppern. Spröde sind die Lyrics, spröde ist das gesamte Ambiente. Reduzierter Roots Rock paart sich mit Country-Elementen und Großstadt-Tristesse. So etwas wie Flow ist den meisten Tracks fremd. Einzig auf „No One“ und der Klavierballade „Who Are You Now“ kommt Eszter in die Gänge und zeigt so etwas wie Gefühl. Der Rest von mud ist voller Gegensätze: gleichermaßen simpel wie intellektuell, so urban wie ländlich, so packend wie – zeitweise – fad.
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