Eskobar – Eskobar

Die drei Melo-Buben von Eskobar haben es einem in den letzten Jahren nicht eben leicht gemacht, sie von Herzen zu mögen. Dazu haben sie nach ihrem 2000er-Debüt til we’re dead einfach zu viel Blödsinn veranstaltet. Man muss nicht jedes unschöne Detail aufzählen, nicht an jede musikalische Ranschmeiße und all die ungelenken Bewegungen auf dem Schmierfilm des Frauenzeitschriftenpop erinnern. Es reicht eigentlich, ganz brutal festzuhalten: Eskobar haben mal einen Song mit Heather Nova aufgenommen! Schwamm drüber, vergessen. Mit ihrem vierten, eskobar betitelten Album kehren die drei Melo-Schweden dorthin zurück, wo sie vor sechs Jahren begannen. Vergessen ist der Arena-lüsterne Elektrokitsch der letzten Jahre, die Fenderverstärker werden neuerdings wieder auf Zimmerlautstärke gestellt. Schon der Eröffnungssong „The Art Of Letting Go“ zeigt: Eskobar sind bei allem Klassizismus eigen genug, um nicht klingen zu müssen wie alle anderen. Schöner und delikater hat man in den letzten Jahren kein Pop-Trio aufspielen hören. Allein die perlende Sixties Jazz-Pop-Gitarre krallt sich mehr ins Herz als all der pseudo-cinemascopische Schwulst der letzten beiden Platten zusammen. Und Eskobar können das Niveau des Eröffnungsstücks problemlos im Verlauf des Albums halten: „By YourSide“ mit hauchzartem zweistimmigen Gesang ist ein Pop-Galopp durch die Ländereien Neil Hannons. Im nächsten Stück, der Single „Persona Gone Missing“, berichten sie aus der Finsternis einerverlorenen Männerseele und lassen eine frühe Dire-Straits-Gitarre beherzt über ein Geigenarrangement knopflern. Wo aber früher Matschstreicher den Song in ein pompöses Nichts geflutet hätten, erklingt heute ein überschaubares, präzise platziertes Streichquartett. Man musiziert also wieder auf engstem Raum. Auch Sänger Daniel Bellqvist hat seine Lektion gelernt und übersteuert bei aller gesanglichen Schmalbrüstigkeit nur noch selten ins hemmungslos Waschlappige, eskobar ist somit nicht nur eine Platte der Rückbesinnung. Es ist die Platte einer Band, die vermutlich vom Weg abkommen musste, um zu wissen, wo sie zu Hause ist. Eskobar sind wieder da, wo sie hingehören: dicht zusammengedrängt vor einem roten Samtvorhang.