Emmylou Harris :: Fünf Re-Issues
Emmylous grandioses Frühwerk zwischen Country und Rock – mit Zugaben.
So traurig Gram Parsons Ableben 1973 auch war-daraus entwickelte sich ein Glücksfall für die Rockmusik: Emmylou Harris, damals 26 Jahre alt, hatte zwar ihren Mentor, Gesangspartner und Brötchengeber verloren. Der aber hatte sein Vermächtnis in Form eines der feinsten Songkataloge des Rock und eines Netzwerkes von Musikern zurückgelassen, das seine Vision von Countryrock teilte. So illustre Leute wie Meistergitarrist James Burton, Pianist Glen D. Hardin. Drummer Ron Tutt – allesamt aus Elvis‘ langjähriger Begleittruppe – und Eagle Bernie Leadon. Mit diesem Musikerstamm nahm Emmylou von 1974 bis 1979 fünf Alben auf, die bis heute zum Besten gehören, was das Genre hervorgebracht hat. Unter der Regie von Emmys zeitweiligem Ehemann Brian Ahern reichte das Repertoire dieses Frühwerks von klassischem Country über satt rollenden Rock bis hin zu schwerblütigen Pianoballaden, „Pieces Of The Sky“1975 mit dem Hitdebüt „If Only I Could Win Your Love“, Dolly Partons anrührendem „Coat Of Many Colours“ und „Boulder To Birmingham“, Emmys elegischem Abschiedsgruß an Gram Parsons, besticht durch Klarheit und so zurückhaltende wie meisterliche Musikalität, „Elite Hotel“ 1975 entstand kurze Zeit später wiederum größtenteils in Aherns Haus und mit denselben Musikern, die zum Teil inzwischen die Hot Band bildeten. Weiter dabei: neben Emory Gordy, John Ware und Pedal-Steel-Ass Hank De-Vito auch der junge Rodney Crowell, der mit „Til I Gain Control Again“ seine erste große Ballade zu Emmys Repertoire beisteuerte. Ansonsten bietet das Album drei vorzügliche Parsons-Interpretationen: „Sin City“, „Ooh Las Vegas“ und „Wheels“. Nicht zu vergessen Lennon/McCartneys „Here, There And Everywhere“. 1976 dann das vielleicht beste Album der Hot Band, der inzwischen auch der britische Gitarrenvirtuose Albert Lee angehörte: „Luxury Liner“ klingt wie aus einem Guss, startet mit dem kraftvollen Drive des Titelsongs, gefolgt vom grandiosen „Pancho & Lefty‘. Das Townes-van-Zandt-Original ist nach Harris‘ eigener Einschätzung „das schlagende Herz“ dieses Albums und verhalf ihr zum Durchbruch auch auf dem internationalen Rockmarkt, quarter moon in a ten cent town (1978 konnte das Niveau seines Vorgängers nicht ganz halten, bot aber immer noch mit leichter und sicherer Hand inszenierte Highlights wie „One Paper Kid“, das wunderbare Duett mit Witlie Nelson, und Delbert McClintons „Two More Bottles Of Wine“. Überdies landete Emmy mit Rodney Crowells Rocker „I Ain’t Living Long Like This“ einen ersten lupenreinen Pophit. BLUE KENTUCKY GIRL (1979 leitete zum Ende des Jahrzehnts den Wandel zu mehr Country ein. Ahern drängte den Rockeinfluss zugunsten einer naturbelasseneren Instrumentierung zurück, Emmy wählte traditionelleres Songmaterial wie Doc Pomus‘ „Save The Last Dance For Me“ oder „Beneath Still Waters“, das ihr eine weitere Country-Nummer-1 bescherte. Der Richtungswechsel sollte ein Jahr später mit dem Grammy-gekrönten roses in the snow eine der schönsten Früchte in Emmylous Plattenkarriere bringen. Sämtliche fünf vorliegenden Alben sind vorbildlich remastert und die Booklets mit neuen Liner Notes sowie rarem Fotomaterial ausgestattet. Dazu gibt’s pro Album zwei bislang unveröffentlichte Bonustracks.
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