Emma Pollock – Watch The Fireworks

Ein britischer Kollege hat einmal geschrieben, dass Emma Pollock eine Stimme besitzt, mit der sie die „Gelben Seiten“ zu Sonetten hochsingen kann. Dem ist durchaus zuzustimmen. Die Ex-Chanteuse und Gitarristin der schottischen Delgados kurvt derart souverän durch Liedgut aller Art, dass einem Angst und Bange werden kann. Wahrscheinlich liegt in eben dieser Qualität auch ihr Dilemma, pardon, es handelt sich um ein Luxusproblem und stammt aus dem Bereich der Stilsicherheit. Auf diesem Solodebüt nach dem Delgados-Split widmet Emma Pollock sich den etwas dunkleren Tönungen, der Suche nach der Melancholie, sie verweist aber auch auf ihr breites Spektrum vom üppig aufgetragenen Popsong bis zur Beinahe-Esoterik-Ballade. Weil sie all das mit dergleichen Kraft und Schönheit vorträgt, mag man erst einmal gar nicht meckern. Aber spätestens beim zweiten Hören ist doch klar: Die Sängerin ist besser als ihre Lieder, Pollock ist nicht mit allen Beiträgen auf diesem Album so gut beraten. Die dahingetupften und – gezupften Slow Songs gehören zu den Schwachstellen. Preisen möchten wir dagegen die vorab veröffentlichte Single „Adrenaline“. die so richtig im Saft steht und sich nicht mal für einen AOR-reifen Refrain schämt. Pollock-Fans werden mit einem schönen Textbuch beschenkt, jede Zeile ein Hinweisstück aus dem Pollock-Patchwork der Emotionen: „This house does not feel like home“, die erste Zeile im Song „Acid Test“, handelt vom Ende der Delgados. Vom Verlust einer musikalischen Heimat. So könnte man die leise Kritik an diesem Album auch formulieren.

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