Emily Hames & The Soft Skeleton – Knives Don’t Have Your Back

Kein Geringerer als der große Zuwenigveröffentlicher Robert Wyatt findet auf der Rückseite des Album-Promos anerkennende Worte über Emily Haines‘ Musik: „You’re hooked, but it’s not her fault, maybe she was just saying ‚Hello‘.“ Wyatt hat Recht: Man ist fasziniert von dieser klaviergetragenen, anderweitigen Musik, worum es hier genau geht, erschließt sich jedoch so leicht nicht. Nur ein Grund mehr, um sich immer wieder durch dieses Labyrinth von einem Album zu tasten, in dem die Gänge und Abzweigungen ständigen Veränderungen unterworfen zu sein scheinen. Zum Hintergrund: Man kennt Emily Haines als Frontdame von Metric oder als Gelegenheitssängerin bei Broken Social Scene. Doch dieses eigensinnige Solodebüt hat nichts gemein mit den genannten Bands. Sicher, dies hier sind Songs. Zuhörmusik im ursprünglichen Sinne, doch sind diese Lieder äußerst freie und eigensinnige, dabei jedoch höchst empfindsame Blagen, mit denen man umgehen können muss. Kunstlieder sagte man früher zu so etwas, ein blödes Wort, weil es die Lieder von ihren Zuhörern entfernt. So sehr nämlich die Songs von Haines musikalisch anfangs in ihrer krummen Melancholie und kühnen Melodik irritieren mögen, so beunruhigend es in ihren Abgründen zu brodeln scheint, so eingängig sind sie doch auf Dauer. Und dann sind da diese kryptischen, aber meistens auch komischen Texte, die sie mit verschlafener Stimme vorträgt. Da ist von einem blinden Doktor die Rede, der doch bitte nur die roten Pillen verschreiben möge. Von Detektivtöchtern,sexuellem Selbstmord, zahnlosen Zahnärzten, und in „Reading in Bed“ singt sie: „All of your lives are led reading in bed“. Im folgenden Song dann dreht sie diese Logik um: „Some say: „Our life is insane but it isn’t insane on paper“. Literatisierte Popmusik zwischen Papier, Piano und Playground. Musik, die Skelette erweichen kann.

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