Ella Fitzgerald

Ella in Hamburg

Jazz: Ein erstveröffentlichter Live-Auftritt der Lady Of Song.A

Als Ella Fitzgerald am 26. März 1965 in der Hamburger Musikhalle auftrat, hatte sie gerade nicht nur eine zweijährige Ochsentour mit Duke Ellington hinter sich. Mit 47 Jahren konnte sie bereits auf eine 30-jährige Karriere zurückblicken. Doch wenn sie vors Publikum trat, war sie sofort das blühende Leben mit den entsprechenden Kraftreserven. Und selbst aus den zurückhaltenden Norddeutschen machte sie im Handumdrehen eine tosende Meute. Kaum erstaunlich ist es, dass der jetzt erstmals auf CD veröffentlichte Live-Mitschnitt eine wahre Lehrstunde ist, wie sich sonnenscheindurchfluteter Jazz-Gesang anhören muss. Zumal das sensationell aufgelegte Tommy Flanagan Trio seiner Chefin nur einen Swing-Happen hinzuwerfen brauchte – und schon stürzte sie sich wie eine Löwin darauf und mahlte ihn mit ihrer Mehr-Oktaven-Stimme so lange durch, dass einem auch 42 Jahre später immer noch der Atem stockt. Ob in „Smooth Saling“ oder in „And The Angels Sing“, das sich zu einem gegenseitigen, sportlich-fairen Überholmanöver zwischen Ella und Trio entwickelt – ihr legendärer Scat-Gesang steckte voller Saft und Überraschungen. Überhaupt war zumindest der auf einer CD untergebrachte Programmteil des Abends einfach ideal auf die Jazz-Dompteurin, den Vamp und die Balladen-Queeen zugeschnitten. Ihr „Body And Soul“ ist purer Balsam für geschundene Seelen, den „Boy From Ipanema“ visiert sie frech und selbstbewusst an. Und nachdem sie „A Hard Days Night“ an den Rand des Siedens gebracht hat. feuert sie beim Ellington-Medley in „It Don’t Mean A Thing (If It Ain’t GotThat Swing“) eine Entertainment-Rakete nach der anderen ab. Besser geht’s nicht. Weshalb bis auf Dianne Reeves die nachfolgenden Jazz-Sängerinnen doch mal über eine Umschulung nachdenken sollten.

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