Electric President – Electric President

Womöglich kriegt Martin „Console“ Gretschmann für jedes elektronische Rascheln in einem Indie-Liedchen einen Urheberrechts-Groschen – aber vermutlich hat er das ja gar nicht er – und die Gema noch keinen Weg gefunden, Geräusche jenseits von Tonleitern in Bares umzumünzen (bestimmt arbeitet sie aber daran). Hort man das Debüt von Electric President, dem Ein-Mann-und-ein-Kumpel-Projekt aus Jacksonville Beach, Florida, kommt einem die Geräuschkulisse der kleinen Ursachen jedenfalls kein bißchen mehr seltsam vor: Indietronics ist uns inzwischen so vertraut wie Rockabilly oder, äh, Noise Core. Nach Song eins, „Good Morning, Hypocrite“. hören wir es schon gar nicht mehr, dieses Knispeln [kein Wunder, es ist ja auch gleich wieder verschwunden und durch andere Lärmchen ersetzt worden). Diese Musik klingt, als hätten sich ein. zwei Jungs von The Notwist oder März mit Jack Johnson ins Heimstudio zurückgezogen, um dem braunen Herzenssurfer auf eigenen hin Wunsch sein Image vom sonnengegerbten und sandgestrahlten Naturburschen mit der Westerngitarre ein wenig auszutreiben. Die Songs: besonnen, wonnig, beträchlich bedächtig, aber jeden Moment mehr als nur eine Ausrede, um beim Singen wie ein kleiner Hund zu schauen. Der Sound: nicht minder süß, liebenswert in seiner Verspieltheit, ein geglückter Versuch, Brian Wilson und Klaus Cornfield als niedlich-psychedelische Plug-ins in Reihe zu schalten. Hinten kommt dann Glück heraus, in kleinen Häppchen, die man mit Stäbchen essen kann – auch ganz ohne Hunger.

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