Elbow

Little Fictions

Polydor/Universal

Kleine Geschichten, große Klänge: Das siebte Album der Briten um Guy Garvey gießt melancholischen Pop in weiträumige Arrangements.

Rhythmische Anordnungen haben in der Musik von Elbow immer eine große Rolle gespielt. Auf dem letzten Album THE TAKE OFF AND LANDING OF EVERYTHING etwa klöppelten Stücke wie „Honey Sun“ und „New York Morning“ stringent durch, selbst ein breit angelegter Popsong wie „My Sad Captains“ lebte von seinen repetitiven Elementen: Elbow erinnerten oft an eine dieser Standuhren aus dem 19. Jahrhundert. Tick, tock. Jede Viertelstunde ein Aufmerksamkeitserreger. Dann wieder: Tick, tock. Der Mann, der für das Tick und das Tock verantwortlich war, hat die Band verlassen, aber: Auch ohne Drummer Richard Jupp arbeiten die Briten mit Augenmerk auf die Struktur, dafür greifen sie auf Gastdrummer, Drumcomputer, Percussion zurück. Meistens ist das hochinteressant.

„Gentle Storm“ wird von einem Beat-Pattern getragen, das fast exklusiv als Basis für Guy Garveys Schmachten dient. Im folgenden „Trust The Sun“ operieren Elbow ähnlich, aber doch anders: Hier laufen Rhythmus und Melodie zumindest auf den ersten Blick gegeneinander. Dass all das gut funktioniert, liegt daran, dass LITTLE FICTIONS insgesamt eklektisch anmutet: „All Disco“, das mit seinem warmen Chor und seiner klerikalen Melodieführung etwas von Blurs „Tender“ hat. „Head For Supplies“, das klingt, als würden ziemlich gute Freunde im Wohnzimmer musizieren. Das Titelstück, das sich acht Minuten lang ausbreitet, dabei aber über Klaviere stolpert. Der Drummer fehlt Elbow nicht, das ist sicher.