Elbow
Giants Of All Sizes
Polydor/Universal (VÖ: 11.10.)
Graumelierter Britpop mit Betrachtungen über Niedergang und Werte.
In England erreichen Elbow mit ihren Alben regelmäßig den Nummer-eins-Spot, Platin und Gold sind Standard. In Deutschland gibt es eine Band, der zuverlässig Ähnliches gelingt: Element Of Crime und Elbow sind musikalisch und historisch kaum vergleichbar, aber die Haltung ist die gleiche. Beide Bands verstehen sich als Gruppe von befreundeten Kollegen – nicht mehr, nicht weniger.
AmazonUnd beide wissen sehr genau, dass ihre Musik eine DNA besitzt, die es zu schützen gilt. Änderungen sind daher nur in Maßen akzeptabel; Komfort und Bequemlichkeit im Bandalltag dagegen sind sehr wichtige Faktoren. Elbow lösen es so, dass sie neben ihrem Studio in Manchester einen Pub betreiben und ihre Aufnahmen sorgfältig planen, um keinen Stress aufkommen zu lassen. Für die ersten Sessions für GIANTS OF ALL SIZES zog es die Band nach Hamburg, ins Clouds Hill Studio, einen Abenteuerspielplatz für analoge Aufnahme-Nerds.
In dieser Umgebung hockten Elbow zusammen, improvisierten, redeten – und bereiteten neue Songs vor, die zu den entspanntesten ihrer Karriere gehören. „Doldrums“ zum Beispiel hat einen abgeklärten Soul-Groove, „The Delayed 3:15“ transferiert den Texikana-Sound von Calexico nach Nordengland, „Empires“ schunkelt mit sanfter Elektronik und Gospelelementen ins Herz. Guy Garvey tröstet sich und seine Liebsten damit, dass die großen Reiche seit jeher zerkrümeln, während Freundschaften und Familien stabil bleiben.
Am Ende spielen Elbow mit „Weightless“ einen Song, der eine Ahnung davon gibt, wie Coldplay heute klingen würden, wenn sie sich an den wichtigsten Wegegabelungen ihrer Karriere anders entschieden hätten. Ja, das ist Kitsch mit Gitarre. Aber der Herbst ist da, und es gibt Leute, die brauchen das!