Eigentlich skandalös: Lee „Scratch“ Perrys Karriere blieb filmisch bislang unaufgearbeitet – bis jetzt. Um seinem komplexen Lebenslauf gerecht zu werden, in dem er maßgeblich die Entwicklung von Ska, Rock Steady, Reggae und vor allem Dub vorantrieb sowie zahllose Pseudonyme (u.a. Pipecock Jackxon, The Upsetter) benutzte, gingen die beiden Regisseure Ethan Higbee und Adam Bhala-Lough in die Vollen: Auf „The Upsetter“ heben sie zahllose und teils unveröffentlichte Archivschätze, kombiniert mit aktuellem Material. Faszinierend sind die ungeheuren Verflechtungen des jamaikanischen Musikgeschäfts von den späten 50er-Jahren bis heute. Kauzig bis absurd sind jene Sequenzen, in denen der ehemalige Dauerkiffer Perry, der das Rauchen und Trinken längst aufgegeben hat und mit Familie im Schweizer Exil lebt, sich im Interview stolz mit einem Früchteteller als Kopfbedeckung präsentiert. Was tut man nicht alles, um seinem Image als wirres Genie gerecht zu werden. Im englischen Original übernimmt die Rolle des Off-Sprechers Schauspieler und Oscar-Preisträger Benicio Del Toro, der sich als großer Fan des Unikums outet. Mike Köhler :: Shameless Staffel 1

Warner Home Video

Eine schreckliche Familie, in der nicht alle nett sind.

Während seine Frau, Felicity Huffman, gerade die letzte Folge von „Desperate Housewives“ abgedreht hat, ist William H. Macy auf bestem Wege, selbst zu einem Liebling der TV-Nation zu werden. Dabei ist seine Rolle als alleinerziehender Vater Frank Gallagher in „Shameless“ alles andere als liebenswert. Wenn er nicht gerade sein durch Betrügereien verdientes Geld versäuft, dann liegt er auf dem Boden, sturzbetrunken. Seine sechs Kinder sind sich selbst überlassen, wissen sich aber zum Glück zu helfen. Der 17-jährige Lip zum Beispiel, ein cleveres Bürschchen, verkauft in einem Eiswagen Bier. „Shameless“ – hierzulande bislang nur im Pay-TV zu sehen – basiert auf einer britischen Serie, die in England bereits in die zehnte Staffel geht. Für die US-Version wurde die Handlung von Manchester nach Chicago verlegt. Rezensenten von der Insel finden die US-Adaption zwar zu sauber, die Schauspieler zu hübsch, die Ausstattung zu opulent, der raue Umgangston des Originals wurden jedoch beibehalten: leichte Familienunterhaltung geht anders. Thematisiert werden Missbräuche verschiedenster Art, Kriminalität und Süchte in allen Variationen. Gegen Frank Gallagher wirken Al Bundy und Roseanne wie perfekte Familienmenschen. Weshalb diese Serie auch so viel Spaß macht. Renzo Wellinger