Efterklang – Parades

Fangen wir mit Morr an. Freunde des Berliner Morr-Labels werden dieses Album reflexartig aus den Plattenregalen ziehen – wegen des Covers. DasArtwork von Parades passt perfekt in das Corporate Design von Morr-Crafiker Jan Kruse, es stammt aber von den dänischen Künstlern Hvass & Hannibal + UFEX. Gebt Parades eine Chance, liebe Morr-Menschen, ihr werdet es nicht bereuen, es gibt sogar leise Zwitscher-Elektronikpassagen hier, die euch an eine eurer geliebten Kuschel-Indie-Platten erinnern könnten. Damit aber genug der Gemeinsamkeiten. Das Leise, Kontemplative wird bei Efterklang ständig mit dem Großen. Orchestralen konfrontiert, die elf Tracks auf dem neuen Album des Kopenhagener Ensembles sind von einer selten gehörten dramaturgischen Raffinesse, sie öffnen einen Kosmos unglaublicher Detailfülle und melodischen Reichtums. Anderthalb Jahre wurde an Parades gearbeitet, 30 Gastmusikerwaren in die Produktion eingebunden, darunter Chöre, kleine Streicher- und Bläserensembles. Sie haben, das ist das eigentliche Wunder dieser Platte, Parades nicht kaputtgespielt, in diesen 50 Minuten entsteht ein gestochen scharfes Klang-Panorama mit stellenweise überragenden Aussichten. Es sind dies crescendierende Chor- und Streicherstücke, die sich an minimalen Beats hochschrauben oder einfach durch die Luft spazieren. Betone: einfach. Es ist ja kaum ein schwierigeres, verschwurbelteres Programm vorstellbar als das, was Efterklang auf Parades bieten, eine mehrfach verschlungene Überkreuzmusik aus Pop, zeitgenössischer Klassik und Effekten und Geräuschen, die allzu leicht in akademischen Formeln hätte erstarren oder geradeaus in die Hose hätte gehen können. Tut sie aber nicht. Efterklang arbeiten vollkommen klischeefrei, beschwingt, ja. von der eigenen Großartigkeit beschwipst: die Stücke überbieten sich in Verschwendung und der Lust am Spiel mit den vielen Sound-Schichten. Man mag die Vergleiche zu Sigur Ros und Godspeed, die ihr Album Tripper (2004) noch einheimste, bitte zur Seite legen. Wenn Parades überhaupt an einen lebenden Künstler erinnert, dann an Sufjan Stevens. Es gibt Banjo und Glockenspiel und Trompeten in der Sufjan-Glücks-Mixtur hier. „Mirador“ könnte so ein Stück Marschmusik aus Stevens‘ Laptop sein. Unwirklich, übergeschnappt, grandios. Hören wir doch mit Sufjan auf.

www.efterklang.net