Eels
The Deconstruction
E-Works/PIAS Coop/ Rough Trade
Scheiß Zeit, Zeit für die Eels: humanistisches Großwerk des Intim-Melancholikers.
Mark Oliver Everett ist seit jeher ein Großmeister darin, in der Scheiße die Schönheit zu finden. Mit dem zweiten Album ELECTRO-SHOCK BLUES war ihm das zum Thema Krebs gelungen, die Platte war sogar ein Hit.
Kein Wunder also, dass Everett im Jahr 2018 zu großer Form aufläuft: Nun ist die große Welt so skurril-dramatisch wie sein kleines Leben. Und wenn jemand berichten kann, wie man den Kopf oben behält, dann Everett. Er sei kein Experte, warnt er in den Liner Notes. Dennoch: Für eine Vorahnung reicht’s, „The Premonition“ heißt das 3:13 Minuten lange Lied, das mehr frohe Botschaften enthält als alle Sonntagsgottesdienste zusammen. Ganz kurz, ganz banal: Egal, ob du Täter oder Opfer bist, die Sonne kümmert’s nicht. Warum also nicht nett zueinander sein?
Dazu gibt es die Eels-typische Spieluhrgitarre und Everetts heiseren Gesang, der seit BEAUTIFUL FREAK zum Besten gehört, was das Singer/Songwriter-Genre zu bieten hat.
Es gab zwischendrin ein paar recht ruppige Platten der Band, THE DECONSTRUCTION ist dagegen intim-intensiv unterwegs – aber keinesfalls niedergeschlagen. „Rusty Ripes“ erinnert an den Sound der frühen Eels, als HipHop-Ideen so wichtig waren wie gutes Songwriting. „Today Is The Day“ ist quicklebendiger College-Pop, den man sehr gut nach They Might Be Giants hören kann, „Be Hurt“ eine kleine und gemeine Antwort an „Everybody Hurts“ von R.E.M.
Okay, lieber Mensch, wir sehen deine Verletzungen, aber schau dir mal an, was die Welt alles wegsteckt, mache dich also nicht immer selbst zum Opfer. Mit Rechten reden? Vielleicht mal mit Rechten Eels hören.