Dwight Yoakamn – Guitars, Cadillacs, Etc. Etc.

Ein hochgeschätzter Kollege eines befreundeten Magazins befand unlängst sehr zu Recht, Dwight Yoakam sei gar nicht in der Lage, durchschnittliche oder gar schlechte Alben zu veröffentlichen. Klar ist aber auch: Ein besseres als sein io85er-Debüt guitars, Cadillacs, etc. ETC. ist dem Country-Hipster seither nicht mehr gelungen. Was die Einstufung dieses Werkes angeht, kann man dem Info-Blatt der Plattenfirma ausnahmsweise nur beipflichten. „Bahnbrechend“ ist das Wort, das einem einfällt, wenn man zwei Dekaden später die Deluxe-Neuauflage („expanded & remastered“!) dieser Killerplatte hört, die einst dem komatös-konservativen Country-Genre die längst überfällige Energiespritze verpasste. Dwight Yoakam und seine Gang – Pete Anderson IGitarre, Produktion], J.D. Foster (Bass), Brantley Kearns (Fiddle] und Jeff Donavan (Schlagzeug) – verbanden das Sentiment des Country mit Twang und Spirit des Rock’n’Roll und der Energie des Punkrock (ohne dass daraus schnöder Cowpunk wurde). Man arbeitete Evergreens wie „Ring Of Fire“, „Heartaches By The Number“ und „Honky Tonk Man“ um, der Meister selbst schuf mindestens mit dem Titeltrack einen Instant-Klassiker, die Band spielte um ihr Leben. All das gibt es jetzt im bestmöglichen Sound – zumindest für den, der glaubt, dass digital tatsächlich besser ist – und mit wahrhaft erlesenen Bonustracks. Da sind zum einen jene zehn Demoaufnahmen, die der Mann aus Kentucky 1981, als er in Los Angeles noch als Luftfracht-Fahrer sein Auskommen suchte, in den United Western Recorders in Hollywood aufnahm. Herausragend: das anrührende „Poor Daddy“. Da ist aber vor allem – auf CD 2 – ein Konzert-Mitschnitt aus dem Roxy anno 1986, zwölf Tracks (elf bisher unveröffentlicht!), darunter eine großartige Lesung von Hank Williams‚ „My Bucket’s Got A Hole In It“ und ein furioses „Mystery Train“. Ein wahres Freudenfest, und das nicht nur für Freunde der New School of Outlaw-Country.