Dr. Octagon – The Return Of Dr. Octagon

Lange war unklar, ob dieser Arzt je noch einmal zur Behandlung bitten würde. „Kool Keith Thornton, der unter dem Kittel steckt, hat sich in anderen Projekt-Konstellationen schon einmal dahingehend geäußert, dass Dr. Octagon seine Praxis ein für allemal geschlossen hätte. Im Grunde genommen hatten sich die Fans auch schon mit dieser Tatsache abgefunden. Die Veröffentlichung des Debütalbums DR. octagon ecologyst liegt schließlich auch schon zehn Jahre zurück. Nun aber bittet der Medikus doch noch einmal zur Visite, allerdings in veränderter Konstellation. Kool Keith macht immer noch die Ansagen, doch statt Dan The Automator sorgt das Produktionstrio One Watt Sun für die Beats. Unterschiede werden sogleich gewahr: Wo sich der Sound früher unter dem Begriff Trip-Hop einordnen liefl, klingt es heute stilistisch offener, funkiger, tanzbarer und gelegentlich auch rockiger. Das alles wäre aber nichts ohne Keiths wunderbar wunderlichen Input. „Trees are dying“, stellt er zu Anfang ungewohnt erdverbunden fest. Dann folgt die geballte Space-Paranoia. Gefahr durch Außerirdische wird beschworen, und zwar mit einer Inbrunst, wie man sie seit Green Velvets düsteren Vorahnungen nicht mehr vernommen hat. Sehr interessant sind die Einflüsse orientalischer Folklore in „Ants“, auf die One Watt Sun womöglich in Kreuzberger Bars und Restaurants gestoßen sind (die Herren sollen den überwiegenden Teil ihrer Zeit in Berlin verbringen]. Austeilen kann Kool Keith auch.

„All you motherfuckers trying to be Al Green, motherfuckers are weak“, erklärt Keith im besten Diss des Albums. Kein Soul, kein R’n’B, keine Schlafzimmerballaden, bitte! Stattdessen lieber die freigeistigen Möglichkeiten im Hip-Hop ausnutzen. Ein einfaches Rezept, das Dr. Octagon mit seinem Album da verschreibt. Aber aufgepasst! Diese Platte erzeugt Nebenwirkungen, die beim Hörer zu akuter Abhängigkeit führen können.