Dr. Dog – Fate

Vor sechs Monaten prangte auf diesen Seiten eine rotglühende,offene Liebeserklärung: Der Anfang einer wunderbaren Romanze zwischen dem Rezensenten und dem vierten, hierzulande viel zu spät erschienenen Album we all belong dieser Philadelphianer. Üblicherweise ist der Ablauf des ersten Semesters einer Beziehung ein entscheidender Moment für deren Fortbestand: Die Schmetterlinge sind verflogen, das Kribbeln hat sich gelegt. Wächst das Verliebtsein zu standesrechtlicher Liebe oder liebäugelt man mit einem Down grade zur Freundschaft? Die neue Platte von Dr. Dog gleicht dem verkaterten Morgen nach dem Liebesrausch. Natürlich erkennt man noch, was da neben einem liegt und warum es das tut: bildhübsche instrumentenreiche Arrangements, der auch im Zeitalter des Retrowahns komplett out of time klingende warme Sechzigersound, keine ziellosen „Ich will nochsooo viel anderes erleben“-Anstrengungen. Die verschachtelten Harmoniegesänge im Opener „The Breeze“ wirken wie der wässrige Blick durchs Flitterwochenalbum. Auch „From“ beruhigt: Der gemeinsame Freundeskreis istimmer noch derselbe, kurz vor den Refrains grüßen immer freundlich die Beatles mit „Hey Jude“. Alles am rechten Platz. Doch zwischen den Songs immer das Geräusch eines vorbeirasselnden Zugs, das Symbol der Veränderung. So kann es nicht mehr weitergehen. Die Extreme fehlen. Elf Midtempo-Stücke ohne merkbare Ausbrüche. Die Spannung ist weg, die Luft raus. Das alte Ehepaar, das sich nichts mehr zu sagen hat, bemächtigt sich uns. Doch gleich Verlassen als Reaktion auf diesen Verlass auf das Verlässliche? Nein, sei unbesorgt. Wauzi: Noch darf niemand außer dir ins Bett. Wenn du dir künftig etwas mehr einfallen lässt und ich mich nicht mehr von unserer goldenen Sturm und-Drang-Zeit blenden lasse, schaffen wir das schon noch. VÖ: 22.7.

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