Django Django
Marble Skies
Because / Warner
Coole Effekte, kluge Kompositionen: virtuoser Psych-Yacht-Surf-Indie-Pop.
Nanu, läuft „Na sowas!“ wieder? Kann ja sein, „Glücksrad“ und „Der Preis ist heiß“ sind ja auch zurückgekehrt, die Retromania hat das lineare Fernsehen im Griff. Warum also nicht „Na sowas!“ aus der Mottenkiste holen, Thomas Gottschalks junge ZDF-Talkshow im ZDF?
„Marble Skies“, Titel- und Eröffnungsstück des dritten Albums von Django Django, erinnert sehr an die Einheizermelodie des Fernsehklassikers (für die Chronisten, es handelt sich um „1980-F“ von After The Fire), gleich sind die Erinnerungen wieder da, wie man leicht aufgekratzt dieser Musik zwischen Aerobic-Tonspur und Futurismus lauschte und sich auf 45 Minuten allerbeste Fernsehunterhaltung freute.
Django Django haben hörbar Freude, solche Assoziationsketten auszulösen: Beim Stück „Sundials“ hat die Band ein Arrangement von Jan Hammer übernommen, der als Autor von „Crockett’s Theme“ den traurigsten Moment bei „Miami Vice“ untermalte – noch so ein Urvertrauensmoment aus der Fernsehgeschichte. Jedoch klingt MARBLE SKIES kein bisschen noch käsigem Revival, um diese Verweise herum haben Django Django versponnene Stücke geschrieben, die manchmal weiterhin wie kosmischer Rockabilly klingen und allesamt den Eindruck vermitteln, dass es sich um eine Art Retromusik aus der Zukunft handelt.
In einem Atemzug inhalieren die Songs auf MARBLE SKIES Yacht- und Krautrock, Indie und Electronica – und bei „Surface To Air“ (gesungen von Slow-Club-Sängerin Rebecca Taylor) sogar Dancehall. Dass dieses Stück mit einem Kraftwerk-Zitat im Vangelis-Style beginnt, zeigt, worauf Django Django hinauswollen: Erst mal alle rein ins Boot – und dann schön differenzieren.