Dizzee Rascal – Showtime

Lokalnachrichten. East London, kaputte Stadt, Kleinkriminalität, Polizei-Gewalt, unerwünschte Schwangerschaften, zerbrochene Beziehungen, die soziale Katastrophe mallen Schattierungen. Vervielfältigt über Pirate-Radios, für den Rest der Welt nachzuhören in MC-Battles und Hinterhof-Raves. Dylan Mills alias Dizzee Rascal konnte mit seinem letztjährigen Album BOY in da Corner auch deshalb so viel Aufmerksamkeit erregen, weil er sich einem der Ur-Prinzipien des HipHop verpflichtete und mit seinen Lyrics strictly round the next corner blieb. Durchaus als Gegenmodell zum globalen Siegeszug der Geschmacksrichtung Neptunes zu interpretieren. Der „Grime“-Hype brachte Großbritannien auf die Landkarte des HipHop zurück, im Mutterland desselben, das vermittelte Dizzee, sollten sie sich schon mal warm anziehen. Das zeitigte eine eigenartige Wirkung: [ay-Z und Justin Timber-Iake engagierten den gerade mal 18-jährigen Dizzee prompt als Support für ihre Auftritte. Dizzees Platten hatten jetzt was von warmen Semmeln. Mit showtime eröffnet der MC nun Phase zwei: Style verteidigen, Neider ausbremsen, weiter arbeiten. Boys, ich bin und bleibe der real shit. Erbefindet sich gerade auf der Überholspur. Die Sirenen-Sounds, die atonalen Bleeps und bösen Cuts des Debüts sind eiernden Synthie-Melodien und plinkernden Gitarren und Pianos gewichen. Nenn das Differenzierung! „Dream“ zitiert Captain Sensibles Charts-Hit „Happy Talk“ in aller Freundlichkeit. Und war das eben ein Glockenspiel? Die East-London-Homies keifen schon, wir freuen uns: Wenn zweite Alben alle so ausfallen würden, brauchte man sich um die Zukunft der Popmusik wenig Sorgen zu machen.