Dizzee Rascal – Maths & English

Die Annäherung an das wahre Dizzee-Rascal-Gefühl vermittelt ausgerechnet ein Album, auf dem Dizzee Rascals Stimme nicht zu hören ist. Es ist im Jahr 2004 nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit erschienen, heißt Instrumentals und enthält Rap-lose Tracks von Dizzee Rascals Debütplatte Boy In Da Corner. Schwere, harte, technoide Instrumentaltracks, die einerseits von einer hohen Musikalität zeugen und andererseits die Essenz dessen liefern, was die britischen Medien „Grime“ getauft haben, die Weiterentwicklung von HipHop unter Berücksichtigung schon ein bisschen komisch riechender Musiken wie Drum’n’Bass zu einer sehr lebendigen neuartigen Musik, die wiederum noch Neueres und Ungewöhnlicheres wie M.I.A. nachgezogen hat. Das aber ist eine andere Geschichte. Weder hat Dizzee Rascals zweites Album Showtime noch wird Maths & English ähnlich laute Halleluja-Rufe erzeugen können, wie die, die nach seinem 2003er Debüt zu hören waren, weil nach dem ewigen goldkettenbehangenen 08/15-Scheiß aus den USA ein englisches Getto-Kid dem HipHop gezeigt hat, wo eine der potenziellen Zukünfte liegen könnte. Aber irgendwann werden wir alle Amerikaner, Maths & English zeugt von einer leichten Amerikanisierung von Dizzee Rascals Soundästhetik und Rhymes (auch hier werden mittlerweile dicks gesuckt und pussies gepriesen). Weil diese Amerikanisierung musikalisch aber oldschoolig anmutet, geht sie völlig okay. „Wannabe“ mit Gastsängerin Lily Allen, eine poppige Ironsierung des ewigen Gangsta-Themas, ist dann wieder eine völlig unamerikanische Herangehensweise. Dass eine solche Musik- in ihrem maximalen Doom-Faktorhöchstensmitden Underground-HipHop/Illbient-Bemühungen des Wordsound-Labels aus Brooklyn in den 90er-Jahren zu vergleichen – in England eine derartige Breitenwirkung erzeugt, ist eines von diesen Pop-Wundern, die Pop-Wunderland manchmal so wunderbar erscheinen lassen.

www.dizzeerascal.co.uk