Diverse

Tradi-Mods Vs. Rockers

Crammed Discs/Indigo VÖ: 3. Dezember 2010

Trance, Tribalism, Congotronics. Die Neuerkundung des elektrisierten Likembe-Folk in 26 wild wuchernden Tracks.

Wie wollen wir das denn nun mit Tradi-Mods und Rockers halten? Stehen Konono No. 1 und die Kasai Allstars für die traditionsorientierten Modernisten, die zu einer Neuauflage des „Rumble In The Jungle“ (wir erinnern uns, wie Muhammad Ali George Foreman in Kinshasa 1974 wegknockte) mit den aktuellen Rockers aus den gerade relevanten Szenen aus Übersee rufen?

Das Bild „Mods Vs. Rockers“ (wir erinnern uns, wie die effeminierten Kinder des Speed gegen die letzten Bikeboys der Macho-Rock-Ära streetfighteten) stimmt nicht wirklich, es macht jedoch richtig Stimmung – für eine Neukontextualisierung der 2004 gestarteten Veröffentlichungs­reihe Congotronics auf dieser Doppel-CD des belgischen Crammed-Discs-Labels.

Der immense Eindruck, den die Musik von Konono No.1 und den Kasai Allstars auf den anglo-amerikanischen Teil der Indiepopwelt und der avancierten Bassmusikkonglomerate machte, spiegelt sich nun in den Neuerkundungen, den Huldigungen, Coverversionen, den Remixen und hübsch-harschen Materialprüfungen, die Bands wie Animal Collective, Deerhoof, Oneida, Tussle, Au und Micachu & The Shapes der elektrifizierten Likembe-Musik der Bands aus dem Kongo zuteil werden lassen.

Es ist ein Geben, Nehmen, Mischen und Dazuerfinden, in dem Facetten eines experimentellen Aufbruchs zwischen Nord und Süd, Tradition und Technik hörbar werden. Etwa, wenn Sam Shackleton, Ex-Soundmeister der Postdubstepper Skull Disco, aus den Kasai-Beats einen zehnminütigen Percussion-Drone-Beitrag für die Tribal-Disco baut oder Juana Molina einen völlig neuen Song aus einer Rhythmusschleife zieht und sich dabei selbstvergessen im Trance-Sound dreht.

Vergessen wir nicht den Beitrag von Crammed-Discs-Chef und Kurator Marc Hollander, der unter dem Logo seiner früheren Band Aksak Maboul eine Meditation aus Original-Exzerpten und akustischer Gitarre spielt. Wenn diese „Kollaborationen“ mit dem „Material“ das Maß für die Möglichkeiten des Crossovers sein sollten, muss man sich um die Zukunft der Popmusik keine Sorgen machen.