Diverse – The House That Trane Built – The Story Of Impulse

Selten hat ein Musiker das Schaffen einer wichtigen Plattenfirma so beeinflusst wie John Coltrane das des 1960 in New York gegründeten Labels Impulse (aus der Welt des Pop fällt einem da als Vergleichsgröße nur die Bedeutung von Depeche Mode für Mute ein) -als wichtigster Musiker und A&R-Berater prägte Trane das anspruchsvolle Programm über seinen Tod hinaus mit. Neben Coltrane war da aber noch ein anderer Faktor machtvoll am Wirken: Die Sixties waren in den USA eine Ära gewaltiger und zum Teil auch gewaltsamer Umwälzungen. Gerade die machten die schwarzen Musiker künstlerisch mutiger, selbstbewusster und anspruchsvoller, ließen sie nach neuen Sounds und Formen suchen – und bescherten ihnen auch ein (zum nicht geringen Teil weißes) Publikum, das die Ohren weit aufmachte und selbst schwierigen Free-Jazz-Experimenten erstaunliche Verkaufserfolge ermöglichte. Wie sehr Tranes Geist bei Impulse dominierte, das arbeitet Ashley Kahn, Autor viel beachteter Bücher über die Entstehung der beiden JazzMeilensteine KIND OF BLUE von Miles Davis und A love supreme von Coltrane, mustergültig und höchst anregend in den Liner Notes und der von ihm besorgten Zusammenstellung des vorliegenden 4-CD-Albums heraus. Es erscheint parallel zur US-Veröffentlichung von Kahns neuem Buch über das Label. Finanziert vom mächtigen Medienkonzern ABC Paramount, leisteten sich die Macher bei Impulse aufwändiges Marketing und inhaltlichen Ehrgeiz: Die stets in den Labelfarben Orange und Schwarz gerahmten Klapp-Cover der Alben entzückten die Herzen der Käufer. Die guten Produktionsbedingungen die der Musiker. Neben Progressiven wie Gil Evans, Archie Shepp und Albert Ayler hatte Impulse auch Mainstream-Größen wie Count Basie, Ben Webster und Benny Carter im Repertoire, wurde aber zunehmend mit seinem Engagement für die Avantgarde identifiziert. Beide Strömungen hat Kahn bei seiner Compilation berücksichtigt, dabei einen wunderbaren Flow von den Bigband-Sounds der frühen Tage bis zu den Free-Exkursionen aus den 7Oern hinbekommen. Als dann Ende äerjoer Jahre bereits der Geist der restaurativen 80er (in den USA die Zeit von Ronald Reagan) heraufdämmerte, war es auch mit der Blüte von Impulse zunächst vorbei – mit der Relevanz freilich nicht, wie die Beliebtheit von Impulse-Samples im HipHop bis heute beweist.

www.impulserecords.com