Diverse
Keine Bewegung 2
Staatsakt / Caroline / Universal (VÖ: 03.11.)
Das Beste von unten: zweite Vorstellungsrunde des vitalen deutschen Undergrounds.
KEINE BEWEGUNG ist natürlich direkt mal eine Koketterie, denn die Bewegung, vornehmlich die der Jugend, steckt nun einmal doch drin in diesem Claim, da dockt man trotz Distanzierung an, ob man will oder nicht. Teil eins erschien im Jahr 2014, das Format war das Doppelvinyl, vertreten waren zum Beispiel Die Nerven, Messer und Ja, Panik – heute längst feste Bestandteile des anderen deutschen Pop zwischen Indie-Rock und Postpunk. Dass nun das zweite Compilation-Kapitel aufgeschlagen wird, zeigt, dass es einen Faden gibt, den man aufnehmen wollte und konnte: Es gibt genug neue Bands, die locker das Niveau halten können.
Vor allem der Bereich Postpunk floriert weiter, Gruppen wie Trucks (hier zu hören mit „B Feld“) vertonen die Zukunftsangst im Zeitalter der Zukunft, Namen wie Drangsal (mit „Heultage“, einem neuen Song zwischen, klar, The Cure und der leider vergessenen großen Bonner Band Busch), Friends Of Gas, Isolation Berlin und Schnipo Schranke sind bereits, so sagt man es ja wohl, Zugpferde, Letztere sind noch einmal dabei, weil sie auf Volume 1 mit „Pisse“ viele Hörer erstmals begeistern konnten: Compilations als Durchbruchhilfe, so etwas gibt es also noch!
22 Stücke sind zu hören, langweilig ist keines, einiges wirkt ein wenig gewollt polterig und zackig – bei „Haste Strom, haste Licht, haste Lampe an“ von Odd Couple kam der ältere Cousin rein und fragte, ob die Neue Deutsche Welle wiederkommt. Doch dann singt mittendrin Albrecht Schrader mit seinem Böhmermann-erprobten Ehrenfelder Orchester eine „Ode an die Öde“ und lehnt sich lässig an The Divine Comedy an. Zu haben ist das Werk wieder auf Doppelvinyl, Festivals flankieren die Veröffentlichung – keine Bewegung? Dass ich nicht lache!