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Sireena/Broken Silence

Notizen aus der Punk-Provinz 1980. Ein Live-Dokument aus den Tagen der Kommerz-Diskussion

Dabeisein war dann doch nicht alles. Weil kurz vor Festivalbeginn die Bands Blitzkrieg, Fucks und Kondensators ihre Teilnahme absagten, musste das Programm des 2. No-Fun-Festivals im März 1980 noch einmal umgebaut werden. Auf einem Flugblatt hatten Rude Boys und Girls Entsolidarisierungstendenzen kundgetan: „Euer Bild kommt in die SOUNDS, unsere Bilder in die Polizeiakten!“ Da ging es schon um Kommerz und Verrat an der „Independent“-Idee, die Provinz trug einen Stellvertreterkrieg für die großen Punk-Metropolen Berlin und Düsseldorf aus: Frisst die Revolution schon wieder ihre Kinder? Das unabhängige Label No Fun, vom Fanzinemacher und späteren „Stern“-Journalisten Hollow Skai und der Band Hans-A-Plast gegründet, setzte mit dem Festival-Mitschnitt ein Zeichen für die Szene. Wir sind was in Hannover. Diese Live-Zusammenstellung ist heute vor allem als Zeitdokument interessant, sie enthält nicht geringe Dosen eher vernachlässigenswerten Pogorocks (Schwanzkanns, Daily Terror), etwas, das man längst Space-Rock nennen würde (Der moderne Man), müde runtergespielten Sixties-Rock (Kaltwetterfront), einen nachträglich dazugeschummelten Beatbox-Track der 39 Clocks (deren Liveaufnahme aus bis heute unerfindlichen Gründen verloren gegangen ist) und die einzige wahre Hymne, die je aus Hannover auf die Welt kam („Amerikaner“ von Hans-A-Plast). Alles in allem ein Konvolut an Ideen und hemdsärmeligen Versuchen, das neue Ding Punk aus dem Hörensagen und Sich-nicht-verkaufen-wollen zu definieren. Vor allem aber: Ein unvergleichliches Erinnerungsstück für Euch, heute 50-jährige Studienräte und Alternativmediziner, Stadtplaner und Medienmacher, die ihr dabei wart, damals im UJZ Glocksee.

www.sireena.de

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