Diverse – Creative Outlaws: US Underground 1962-1970 :: Sampler

Sixties-Compilations gibt es viele. Solche, die sich ausdrücklich der Lust am Experiment der Aufbruchsjahre widmen, sind dagegen schon selten. Creative Outlaws stellt New-York-Bohemiens, Proto-Punks. wütende Zerstörer von Rock’n’Roll-Gemeinplätzen und geniale Songpoeten vor, deren Einfluß gerade wieder bis in die aktuellen Anti- und Freakfolkszenen in den USA zu spüren ist. Die Zusammenstellung reicht von amtlichen Superstars wie Iggy Pop (mit den Stooges: „1969“) und Jimi Hendrix (der die US-Hymne genüßlich zersägt) bis zu den Kreativkräften des Folk (Pearls Before Swine und Holy Modal Rounders) und der ersten No-Wave-Band der Welt, den Godz (auf dem so wichtigen ESP-Labell. Und „Hey Joe“ in der markerschütternden Version von Tim Rose. Natürlich kann man fast all diese Aufnahmen auf anderen Platten hören, von Lothar And The Hand People und Shel Silverstein vielleicht einmal abgesehen, Creative Outlaws darf mehr als Gesamtkunstwerk im Sinne der Freakgemeinde verstanden werden: CD. Liebeserklärung und Stichwortgeber für Angefixte und Angelernte. Das Münchener Trikont-Label hat dieses Paket ansprechend ausgestattet und mit Booklets in Deutsch und Englisch veröffentlicht. Ein Hörbuch aus den Schützengräben von Peace, Love & Avantgarde sozusagen. Ja, als Popmusik noch an vorderster Front im Kulturkampf war – davon kann Tom Klatt, Herausgeber dieser Anthologie, Musiker. Rock-Archäologe und Undergroundzeitschriftenmacher in seinen Band-Porträts berichten, Creative Outlaws mag kein Meilenstein in der Sixties-Forschung sein, erzählt die Geschichte einer der nachhaltigen Erfindungen der Pop-Moderne in Sound und Text aber noch einmal voller Emphase nach: Anderssein, Underground, Unabhängigkeit. Eine Erfindung, das vergißt man allzu leicht, ohne die die Hälfte der Popmusik heute undenkbar wäre.

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